Jungs bei Bildung benachteiligt

Ministerium will getrenntgeschlechtlichen Unterricht zulassen [maerkischeallgemeine.de, 22-9-2007]

POTSDAM In Brandenburg soll künftig getrennter Unterricht von Jungen und Mädchen möglich sein. In bestimmten Fächern könnten die Geschlechter zeitweise auch separat lernen, so der Sprecher des Bildungsministeriums, Stephan Breiding. Hintergrund ist ein aktueller Bericht des Ministeriums, der belegt, dass Jungen an Brandenburgs Schulen im Schnitt schlechter abschneiden als Mädchen. Knapp 63 Prozent der Sitzenbleiber im Land sind Jungen. Auch der Großteil der Schulabbrecher ist männlich. Demgegenüber schaffen nur 42 Prozent der Jungen das Abitur, so wenig wie in kaum einem anderen Bundesland. Möglicherweise sei ein Mangel an männlichen Lehrkräften ein Grund für die Probleme. Außerdem würden Interessen männlicher Schüler bei der Wissensvermittlung nicht genügend berücksichtigt, heißt es im Bericht.

"Jungen werden im Schulsystem benachteiligt", so der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Ingo Senftleben. Es sei dringend nötig, für mehr Chancengleichheit zu sorgen. Das Ministerium verspricht sich dabei vor allem in den Naturwissenschaften Erfolge vom geteilten Unterricht. Das Land halte aber an seinem Grundsatz fest, keine monoedukativen Schulen zuzulassen, so Breiding. Auch die Bildungsexpertin der Linksfraktion, Gerrit Große, betont, dass Teilungsunterricht in bestimmten Phasen sinnvoll sei, Jungen und Mädchen in den Schulen aber den Umgang miteinander lernen müssten. Das Ministerium will künftig auch bei der Auswahl von Unterrichtslektüre sowie der Lehrerfortbildung stärker Rücksicht auf geschlechtsspezifische Interessen nehmen und mehr Männer für den Lehrerberuf werben. Denn lediglich 22 Prozent der Pädagogen sind männlich, in den Grundschulen sind es nur sieben Prozent. "Den Jungen fehlen Vorbilder", so Peter Moser vom Potsdamer Verein "Manne", der sich für Bildung von Jungen einsetzt.

Pädagoginnen seien gerade mit Jungen in der Pubertät oft überfordert. Eine Änderung der Verhältnisse ist nicht in Sicht. Zwar hat sich die Zahl der männlichen Lehramtsstudenten im Land seit dem Jahr 2000 verdoppelt, doch brechen viele Männer das Studium wieder ab. mak


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