Randgruppe Jungs: Wenn Väter als männliche Vorbilder fehlen
[DK-Online, 22. Januar 2008]
Vortrag „Wie werden Jungen so wie sie sind?“ in der Grundschule Heide
Der Oldenburger Sozialwissenschaftler Jens Brodauf empfiehlt Vätern, sich mehr um ihre Söhne zu kümmern und ihnen so das tatsächliche Männerbild zu vermitteln.
Von Christian HupkaHeide. „Immer häufiger gelten Jungen als die Verlierer der heutigen Gesellschaft und hinken im Vergleich zu gleichaltrigen Mädchen in ihrer schulischen Entwicklung hinterher.“ Der Oldenburger Sozialwissenschaftler Jens Brodauf, der gestern im Rahmen der Elternschule in der Grundschule Heide zu Gast war, appellierte, den Jungen ihre Entwicklungsschwierigkeiten und häufig ungestüme Art nachzusehen.„Spätestens im Job können sie viel Defizite aufholen und überholen sogar oftmals die weibliche Konkurrenz.“
Dennoch stellte er fest, dass Jungen es gerade in jungen Jahren häufig schwerer als Mädchen hätten und führte dies auf fehlende männliche Vorbilder in ihrem Alltagsleben zurück: „Häufig kommen Jungen zu wenig mit ihren Vätern und anderen Männern in Berührung und erleben stattdessen zu viel Mutter und Frau.“ Sie könnten sich zu wenig von den Männern ein tatsächliches Männerbild abgucken, bekämen aber von den Medien stattdessen ein starkes, mutiges und in vielen Fällen emotionsfreies Männerbild vermittelt. Dies führe oft dazu, dass Jungen dann häufig genau das Gegenteil von ihren Müttern täten und dann beispielsweise nicht mehr die Klobürste benützten oder keinerlei Gefühle mehr zuließen.Um dem entgegenzuwirken empfahl der Experte den Vätern, sich mehr um den männlichen Nachwuchs zu kümmern, mit ihm mehr zu spielen, ihm Geschichten vorzulesen oder ihn auch mal in den Kindergarten oder die Schule zu bringen. Gleichzeitig riet er den Müttern, sich parallel dazu ein wenig zurückzunehmen.