Ein Schnuppertag jetzt auch für Buben

[SüdWest Presse, 06.02.2008]

Um Mädchen für naturwissenschaftliche Berufe zu interessieren, gibts den "Girls Day". Mit dem "Boys Day" sollen nun Buben für Frauenberufe begeistert werden.

ANDREAS BÖHME

STUTTGARTMänner als Kindergärtner, Altenpfleger, Grundschullehrer? Fehlanzeige. Wie Mädchen, die sich allzu oft auf typische Frauenberufe stürzen, haben auch die Buben ein eingeschränktes Berufswahlverhalten. Mechaniker und Kaufmann stehen oben auf der Wunschliste, soziale oder erzieherische Berufe kommen hingegen kaum vor. Der "Boys Day" am 24. April soll das ändern. In Deutschland ist das baden-württembergische Vorhaben bislang einzigartig. Nach dem Vorbild des Berufs-Schnuppertags für Mädchen plant Sozialministerin Monika Stolz (CDU) nun ähnliches für Buben. Denn die sind das Sorgenkind der Erziehungswissenschaft.


Ihre Leistungen sind schlechter und zudem sind sie verhaltensauffälliger als die Mädchen. Stolz will nicht verallgemeinern, vielmehr gehe es "um die Bildungskrise einer bestimmten Gruppe von Jungen und um die Frage, warum es ihnen so schwer fällt, den sozialen Anforderungen der modernen Schule gerecht zu werden". Die Antwort gilt für alle Buben: Die Männerquote in Erziehungseinrichtungen ist zu gering. Dabei brauchen Jungen schon im Kindergarten und der Grundschule männliche Vorbilder, an denen sie sich orientieren können. Der "Boys Day" soll das ändern. Er bietet gezielte Werbung bei Schülern im Rahmen des berufsorientierenden Unterrichts an Realschulen und Gymnasien. Gerade in den sozialen Berufen steigt der Bedarf an Arbeitskräften, zusätzliches Interesse der Jungen geht deshalb nicht zu Lasten der Mädchen, sondern wirkt nur einer Aufteilung des Arbeitsmarktes in frauen- und männertypische Berufe entgegen. "Chancengleichheit ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit", sagt Stolz. Vergangene Woche hat sie den Vorsitz der Gleichstellungs- und Frauenministerkonferenz der Länder und des Bundes übernommen. Chancengleichheit sei nicht einfach ein weiteres "weiches" Thema, sondern schlichte gesellschaftliche Notwendigkeit. Gerade für Jugendliche mit Migrationshintergrund, bei denen die Berufswahl noch viel stärker von geschlechtsspezifischem Rollenverhalten geprägt ist, müsse man eingefahrenen Verhaltensmustern begegnen.