[Welt Online, 22. Mai 2008]
Image-Kampagne im Norden gestartet - Landtags-Grüne fordern zusätzliche Pädagogen für neue Schulformen
Kiel - Die schleswig-holsteinische Landesregierung will mit einer Informationskampagne mehr Männer für Erziehungsberufe begeistern. "Kinder brauchen weibliche und männliche Bezugspersonen - und zwar von Anfang an", sagte Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD) am Mittwoch in Kiel bei der Vorstellung der Initiative "Bildung braucht mehr Männer". Gerade in der frühkindlichen Bildung arbeiteten derzeit aber überwiegend Frauen. So seien von den rund 7000 Grundschullehrern nur etwa 790 männlich, in den Tagesstätten sei nicht einmal jeder 20. Beschäftigte ein Mann. Schuld ist nach Ansicht der Ministerin vor allem das Image dieser Berufe: Erziehung gelte nach wie vor als Frauensache.
Insbesondere Jungen bräuchten aber auch Männer als Vorbilder und Identifikationsfigur, damit ihre speziellen Begabungen und Fähigkeiten nicht zu kurz kämen, sagte Erdsiek-Rave. Mädchen profitierten für ihre weitere Entwicklung ebenfalls von männlichen Erziehern. "Sie werden selbstbewusster, wenn sie schon früh Anerkennung und Unterstützung durch Männer erfahren."
Eine Geldfrage ist es nach Angaben der Ministerin nicht, warum so wenige Männer in Kindertagesstätten und Grundschulen arbeiten. "Es ist eine Imagefrage, davon bin ich überzeugt." Lehrer würden gut bezahlt, daran könne es nicht liegen. Anders sehe es noch bei den Erziehern aus, die als Vollzeitkraft zwischen 1800 und 2400 Euro brutto erhielten. Aber auch hier gebe es Aufstiegschancen, und auch die allgemeinen Berufsaussichten seien gut.
Die Grünen-Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag hat unterdessen mittelfristig bis zu 900 Lehrer mehr für die neuen Regional- und Gemeinschaftsschulen gefordert. Es sei nicht akzeptabel, dass an diesen Schulformen deutlich mehr Schüler pro Lehrer unterrichtet werden als an Gymnasien und Gesamtschulen, teilte die Fraktion mit. An den Regional- und Gemeinschaftsschulen gebe es mehr als 20 Schüler pro Lehrer. An den anderen Schulformen seien es weniger. lno