Die Pensionierungswelle naht - und die Pädagogischen Hochschulen werden erstmals seit Jahren wieder gestürmt. Doch eines ist gleich geblieben: Vor allem an den Volksschulen gibt es kaum Männer.
Der Schulbeginn für mehr als 131.000 junge Steirer naht. Doch auch für Lehrer in spe heißt es jetzt: zurück an die Bücher und Laptops. Jene, die ein Studium an einer Pädagogischen Hochschule beginnen wollen, haben derzeit viele Gesinnungsgenossen. In ganz Österreich werden die Pädagogischen Hochschulen (PH) regelrecht gestürmt. Doppelt so viele Interessenten meldet sowohl die Pädagogische Hochschule am Hasnerplatz als auch die kirchliche PH in Graz-Eggenberg.
Hochschulen
"In den nächsten fünf bis zehn Jahren gehen 50 Prozent aller im Dienst stehenden Lehrer in Pension", sagt Siegfried Barones, der Leiter der Pädagogischen Hochschule Eggenberg. Regina Weitlaner, Direktorin am Hasnerplatz, ergänzt: "Die Leute sehen wieder die Chance, dass sie Arbeit als Lehrer finden." Doch der Ansturm auf die Pädagogischen Hochschulen ist in erster Linie weiblich. Vor allem bei den angehenden Volksschullehrern. "Von den 120 Studenten im dritten Semester sind vier Männer", sagt Weitlaner. Das ist seit Jahren so. Im kommenden Schuljahr werden wieder 91 Prozent der Volksschullehrer Frauen sein. Aber übrigens nur 72 Prozent der Direktoren.
Über die Gründe wurde schon viel diskutiert. Auch über die Folgen, vor allem für Buben, wenn männliche Identifikationsfiguren fehlen. Der Beruf des Volksschullehrers ist offenbar schon lange eine Frauendomäne. Florian Salchenegger und Reinfried Lercher haben sich dennoch dafür entschieden. Sie sind in der Endphase des Studiums. Beide haben schon immer gerne mit Kindern gearbeitet. Negative Reaktionen aus dem Umfeld gab es nicht. "Es kann schon sein, dass sich manche Männer schwerer tun mit kleinen Kindern", sagt Reinfried Lercher. Er glaubt, dass auch deswegen so wenige diesen Beruf wählen.
Viel mehr, als dass es fast nur weibliche Kollegen gibt, stört Florian Salchenegger das Ansehen der Lehrer: "Die Menschen glauben, dass das eine leichte Arbeit ist und dass man immer das Gleiche mit den Kindern macht", sagt er. Männerfeindlich sei der Beruf aber nicht, meint er. "Im Gegenteil, wir werden in den Schulen sehr gut aufgenommen. Und die Kinder freuen sich, wenn ein Mann da ist."
Für einige spiele der finanzielle Aspekt eine Rolle, sind sich beide einig. "Viele wollen halt schon Karriere machen", sagt Lercher. Das sieht auch Direktor Barones als größtes Problem. "Es gibt nur eine wirksame Maßnahme: das Gehalt um 30 bis 40 Prozent zu erhöhen." Wünschenswert wäre auch ein stärkeres Fächersystem, ähnlich wie in Deutschland, sagt er. "Werden Volksschullehrer spezialisierter eingesetzt, spricht man automatisch mehr Männer an."
SONJA HASEWEND, CHRISTINA