Volksschule bald männerfreie Zone


[Kleine Zeitung, 18.04.2010]

Nur noch acht Prozent der Volksschullehrer sind männlich. Was sind die Folgen, wenn männliche Bezugspersonen fehlen?

Harald Schabus gehört einer Minderheit an. Der Grazer Volksschullehrer zählt zu jener Minderheit männlicher Pädagogen, die sich in der Steiermark noch um die jüngsten Schulkinder kümmern. 3768 Lehrerinnen stehen nur noch 332 Lehrern gegenüber. Ein österreichweiter Trend, der sich seit Jahren verstärkt. Immerhin unterrichteten 1971 noch 45 Prozent männliche Pädagogen in den Volksschulen.

Ursachen für den dramatischen Rückgang gibt es viele. Harald Schabus führt ihn unter anderem auf Bezahlung und Image zurück. Warum er selbst sich für die Volksschule entschieden hat? "Die Arbeit mit jüngeren Kindern war mir sympathischer, weil sie noch offener sind. Was man gibt, bekommt man zurück."
Als einen der Gründe für den Rückgang ortet auch der Innsbrucker Pädagogik-Professor Josef Aigner das veränderte Berufsbild und den Imageverlust. "Die kognitive Wissensvermittlung ist früher im Vordergrund gestanden, heute ist es der sozial-pädagogische Bereich. Männer wollen aber Wissen vermitteln. Dazu kommt, dass Lehrer bei uns als halbtags beschäftigte Fußabstreifer der Nation gelten."


Wesentlich für Aigner ist eine Änderung der gesamten Ausbildung: "Wir bräuchten ein Image des Volksschullehrers als Spezialist für die Kindheit insgesamt."
Über die Auswirkungen des "Weiblichkeitskäfigs", in dem sich Kinder zunehmend befinden, sind sich Experten noch uneinig. "Wir wissen es nicht genau. In einer weiblich betonten Welt finden aber männliche Eigenschaften weniger Platz. Im Kindergarten haben wir gesehen, dass Kinder mehr toben, körperlich stärker agieren, sobald ein Mann mit ihnen spielt. Sie müssen weniger unterdrücken."
Harald Schabus kommt nach 26-jähriger Berufserfahrung zu einem ähnlichen Schluss: "Buben brauchen das männliche Vorbild. Es wäre wünschenswert, wenn Kinder mehr männliche Bezugspersonen hätten."


Die stellvertretende Präsidentin des Landesschulrates, Elisabeth Meixner, kennt das Problem seit Langem. "Die Schulen verweiblichen. Tragischerweise geschieht das fast unbemerkt und es gibt kaum Strategien, um diesem Trend entgegenzuwirken." In einem Pilotprojekt ermöglicht sie nun AHS-Schülern, Volksschulen zu besuchen. "In den nächsten zehn Jahren geht die Hälfte der Lehrer in Pension. Ziel wäre es, möglichst viele Männer für diesen Beruf zu gewinnen."

Ein Mann in einem Frauenberuf

[InFranken, 17.04.10]

Boys' Day Am 22. April will der Boys'Day junge Männer für angeblich typisch weibliche Berufe interessieren. Grundschullehrer Andreas Emmerling will Kindern ein Vorbild sein.

"Fachlich sind Frauen und Männer gleich gut", betont der Grundschullehrer und Konrektor der Kunigundenschule, Andreas Emmerling, in Bezug auf sein Fachgebiet.

Doch nicht nur deshalb wünscht sich der Hallstadter ein ausgeglicheneres Geschlechterverhältnis in der Grundschulbildung.

Von gleichstarken Lehrer- und Lehrerinnenfraktionen ist die Realität laut Emmerlings Erfahrung noch weit entfernt. "In der Kunigundenschule gibt es außer mir nur noch einen Fachlehrer."

Auch während seiner Ausbildung in den 90er Jahren waren die Damen in der Überzahl. "Die meisten männlichen Lehrer, die in Grundschulen unterrichten, stammen noch aus der alten Lehrerbildung."

Erst seit den 70er Jahren gibt es eine getrennte Ausbildung für Grund- und Hauptschulpädagogen. Und vor allem Frauen entschieden und entscheiden sich heute, Lehrkräfte für die ersten vier Klassen zu werden.

Sein Studium begann Andreas Emmerling mit nur einem weiteren männlichen Mitstreiter. Und auch heute betreut der Hallstadter, der Referent für angehende Lehrkräfte im Referendariat und Praktikumslehrer für die Uni Bamberg ist, überwiegend Studentinnen: "Im letzten Studienseminar waren es nur Frauen. Bei den Praktikanten waren zwei Studenten in der Gruppe - eine echte Ausnahme".

Dass er wegen seiner Berufswahl als unmännlich belächelt wurde, ist Andreas Emmerling noch nicht passiert. Doch er kennt die gängigen Vorurteile, zu denen "Halbtagsjob" aber auch "Frauenberuf" gehört. "Doch die Akzeptanz des Grundschullehramts als wichtiger Beruf steigt." Zu recht, meint der Hallstadter; "Erziehen bedeutet, an der Zukunft des Landes mitzuarbeiten."
Gerade weil jeder seine eigene - und damit auch die geschlechtertypische - Sozialisation mit in den Unterricht einbringt und eine Vorbildfunktion für die Schülerinnen und Schüler hat, hält der Konrektor der Kunigundenschule mehr Lehrer für wichtig. Wenn männliche Bezugspersonen in Familie und Schule fehlen, besteht für Emmerling die Gefahr, "dass sich Kinder anderswo falsche Vorbilder suchen." Beispiele, wie sich Lehrerinnen und Lehrer im Unterricht ergänzen und wie durch Lehrer Klischees abgebaut werden können, gibt es für Andreas Emmerling viele: Männliche und weibliche Pädagogen bringen in ein Thema unterschiedliche Aspekte - wie soziale oder technische - mit ein, Lehrer zeigen, dass Aufräumen und Putzen nicht nur Frauensache sind, Frauen packen im Werkunterricht an - oder umgekehrt: "Ich selbst habe in meinem Werkuntericht auch schon gestrickt."

Ein Tag für Kerle

[Zeit, 2010]

Bei der Förderung von Mädchen sei viel erreicht worden, sagt die Familienministerin. Jetzt ist das andere Geschlecht an der Reihe

Die ZEIT: Frau Schröder, werden Sie bald den Namen Ihres Ministeriums verändern?

Kristina Schröder: Warum?

ZEIT: Es heißt Ministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend. Da fehlen die Männer.

Schröder: An einen Namenswechsel ist nicht gedacht. Richtig ist aber, dass diese Regierung erstmals ausdrücklich eine Jungen- und Männerpolitik betreiben wird.

ZEIT: Weshalb?

Schröder: Einmal, weil eine moderne Familienpolitik ohne die Männer nicht funktioniert. Zum anderen wissen wir, dass nicht mehr wie früher Mädchen, sondern Jungen die Problemkinder sind. Sie bleiben häufiger sitzen, sind öfter ohne Ausbildung, machen seltener Abitur. Die Aufgabe von Politik muss sein, diese Benachteiligung abzubauen. Bei Mädchen haben wir viel erreicht, jetzt wollen wir bei den Jungen genauso viel erreichen.

ZEIT: Was gedenken Sie zu tun?

Schröder: Das schlechtere Abschneiden von Jungen liegt unter anderem daran, dass Kindergärten und Schulen weiblich dominiert sind. In den Kitas sind nur drei Prozent der Erzieher Männer.

ZEIT: Was soll daran schlecht sein?

Schröder: Ich glaube nicht, dass Erzieherinnen oder Lehrerinnen Jungen bewusst benachteiligen, etwa ihnen schlechtere Noten erteilen. Tatsache aber ist, dass viele Jungen ohne Männer aufwachsen. Ihnen fehlen damit realistische Vorbilder. Mitunter entwickelt sich daraus ein Kult um Männlichkeit, der sogar Gewalt idealisiert.

ZEIT: Das sind Extremfälle.

Schröder: Die machen uns aber große Sorgen. In der Machokultur, die wir bei einigen Migranten, aber auch zum Beispiel bei rechtsextremen Jugendlichen finden, herrscht oft die Meinung vor, ein Mann dürfe seine Frau schlagen oder er muss seine Ehre mit Gewalt verteidigen. Auf diese falschen Männlichkeitsvorstellungen muss Jungenförderung eine Antwort finden.

ZEIT: Jungenpädagogen warnen schon heute davor, dass Jungen heute nicht mehr Jungen sein dürfen.

Schröder: Jungen haben ein natürliches Bedürfnis, ihre körperlichen Kräfte zu messen, also zu toben und zu kämpfen. Nicht jede Rauferei muss man deshalb gleich mit einem Streitschlichter unterbinden. Ebenso sehe ich in vielen pädagogischen Einrichtungen die Gefahr, das stärker angepasste Verhalten von Mädchen als Norm zu betrachten. Man sollte die latent größere Aggressivität von Jungen aber in vernünftige Bahnen lenken.

ZEIT: Wie zum Beispiel?

Schröder: In Offenbach gibt es ein Projekt namens »Hart aber fair – Boxclub Nordend«, bei dem Jungen das Boxen trainieren und gleichzeitig Regeln und Disziplin üben. Daneben erhalten sie Hausaufgabenhilfe. Das kommt enorm gut an.

ZEIT: Wo sollen die Erzieher herkommen?

Schröder: Gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit wollen wir arbeitslose Männer zu Erziehern umschulen. In Brandenburg haben wir damit gute Erfahrungen gemacht. Da gibt es ehemalige Handwerker, deren Fähigkeiten heute Kitas nutzen. Diese neuen Erzieher werden sogar von anderen Bundesländern abgeworben.

ZEIT: Schreckt nicht eher die schlechte Bezahlung in pädagogischen Einrichtungen die Männer ab?

Schröder: Darüber müssen wir ebenfalls sprechen. Allerdings muss man wissen, dass auch die Bezahlung von Kfz-Mechatronikern nicht wesentlich besser ist. In der Kita oder in der Grundschule muss man natürlich auch Karriere machen können. Dafür ist es notwendig, dass wir die Berufsausbildung zum Erzieher aufwerten – zum Beispiel durch ein aufsetzendes Fachhochschulstudium.

ZEIT: Wie wollen Sie die Jungen gewinnen?

Schröder: Zum Beispiel durch einen Boys Day, den wir ab 2011 parallel zum Girls Day anbieten. Seit zehn Jahren versuchen wir an diesem Tag, Mädchen für frauenuntypische Berufe zu gewinnen. Doch auch Jungen lassen sich bei der Berufswahl noch immer stark von Stereotypen leiten. Dabei werden die traditionellen Männerberufe, in denen es auf Kraft oder handwerkliche Fähigkeiten ankommt, immer weniger. Die Zukunft liegt in den Dienstleistungen – gerade auf dem sozialen Feld, das bislang von Frauen beherrscht wird, zum Beispiel in der Altenpflege.

ZEIT: Wie muss sich die Schule stärker auf die Bedürfnisse von Jungen einstellen?

Schröder: Lehrer müssen die Interessen von Jungen besser berücksichtigen. Denn die lesen oft lieber Abenteuerbücher oder Sachtexte als Geschichten, in denen es um Beziehungen oder Tiere geht. Ebenso kann es zu einer geschlechtersensiblen Pädagogik gehören, Jungen und Mädchen in einzelnen Fächer zeitweise getrennt zu unterrichten. Aber darüber sollten wir uns erst Gedanken machen, wenn es dafür wissenschaftliche Belege gibt.

ZEIT: Hatten Sie schon einmal das Gefühl, es als Mädchen oder Frau schwerer zu haben?

Schröder: Nein, weder in der Schule noch im Studium. Mittlerweile werden Frauen auch in der Politik in allen Parteien meist mit offenen Armen empfangen. Auch weil man denkt, dass Frauen bei Wählern besonders gut ankommen.

ZEIT: Ist der Feminismus als Projekt also passé?

Schröder: Ich habe einen Feminismus, der Männern den Kampf ansagt, immer kritisch gesehen. Ebenso wenig glaube ich an die These von Simone de Beauvoir, dass man nicht zur Frau geboren, sondern erst dazu gemacht wird. Dennoch profitiert meine Generation von vielem, was Frauen erkämpft haben. Anders als früher glaube ich auch, dass eine Frauenquote manchmal notwendig ist. Zum Beispiel in meiner Partei, der CDU. Da nennt sich das zwar Quorum, ist aber eine Art weicher Quote.

ZEIT: Und in der Wirtschaft?

Schröder: Da setzte ich auf Freiwilligkeit und Wettbewerb. Firmen, die sich wie die Telekom zu einem höheren Frauenanteil verpflichten, haben meine Sympathie. Für mich zeichnet eine fortschrittliche Unternehmenspolitik aus, die Stärken beider Geschlechter zu nutzen.

ZEIT: Was können Frauen besser?

Schröder: Sie sind meist lösungsorientierter und pragmatischer. Auch das Prinzip »Es wurde schon alles gesagt, nur nicht von mir« scheint mir eher eine männliche Erfindung.

ZEIT: Ist Angela Merkel ein Beispiel für weibliches Führungsverhalten?

Schröder: Ja, gerade wenn man sie mit dem eher machohaften Gerhard Schröder vergleicht. Die Kanzlerin ist keine Selbstdarstellerin.

ZEIT: Wo sehen Sie Frauen noch benachteiligt?

Schröder: In Teilen der Wirtschaft, wobei Frauen teilweise selbst daran schuld sind, dass sie zwar die besseren Noten bekommen, aber nicht die besseren Jobs. Bei Gehaltsverhandlungen tendieren sie zum Beispiel dazu, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen. Und sie sind zu zurückhaltend, wenn Führungspositionen besetzt werden. Sie warten lieber darauf, dass sie gefragt werden. Doch bis das geschieht, haben schon fünf Männer die Hand gehoben. Frauen sollten da selbstbewusster sein.

ZEIT: Vielleicht wollen Frauen nicht rund um die Uhr präsent sein, was hierzulande von vielen Führungskräften immer noch verlangt wird.

Schröder: Diese anachronistische Unternehmenskultur gibt es noch. Wer Verantwortung für seine Familie spürt, kann sich das nicht leisten – egal ob Mann oder Frau. Dennoch sehe ich etwas aufbrechen. Selbst in Anwaltskanzleien oder Unternehmensberatungen, wo die Präsenzkultur bislang großgeschrieben wurde, achtet man stärker auf Familienfreundlichkeit. Trotzdem würde ich mir wünschen, dass mehr Männer, wenn ein Meeting auf 19 Uhr angesetzt wird, sagen: Das geht nicht, da habe ich einen Termin – und zwar mit meinen Kindern.


„Mädchen haben die Jungen überholt“



[NWZ Online]


Zukunftstag Wilfried Bos fordert ein ausgeglichenes Rollenverhältnis – Frauen scheuen die Karriere


von Jessica Chmura


FRAGE: Herr Bos, der Aktionsrat Bildung bemängelt eine „eklatante Minderbeteiligung von Jungen an höheren Formen des Bildungsgeschehens“. Haben die Mädchen die Jungen in der Schule abgehängt?


BOS: Die Mädchen haben die Jungen definitiv überholt. Noch haben die Jungen leichte Vorteile in Mathematik und Naturwissenschaften, aber in Deutsch und beim Lesen liegen die Mädchen ganz eindeutig weit vorn.

FRAGE: Woran liegt das?


BOS: Ich meine, dass etwa der Nachteil der Jungen im Lesen dadurch zustande kommt, dass die Themen einfach nicht ihre Interessen treffen. Sie wollen ja lernen. Aber Jungen sind leistungsorientierter und interessieren sich mehr für Wettkämpfe statt für Beziehungstexte, wie sie in der Schule häufig gelesen werden. Diese Themen kommen den Mädchen entgegen. Würde andererseits der Chemieunterricht anhand von Kosmetik erklärt werden, wäre er auch für die Mädchen interessanter.

FRAGE: Also sollte der Schulunterricht reformiert werden?


BOS: Schule ist so, wie sie jetzt organisiert ist, nicht unbedingt etwas für Jungen. Sie zeigen allgemein mehr Verhaltensauffälligkeiten, raufen und toben gern, und entwicklungspsychologisch kommt dazu, dass es Jungen schwerer fällt, lange Zeit ruhig zu sitzen. Das können die Mädchen besser.

FRAGE: Leisten Jungen tatsächlich weniger, oder werden Mädchen schlicht besser bewertet?


BOS: Jungen leisten oft weniger. Wenn aber Jungen und Mädchen Gleiches leisten, werden die Mädchen besser bewertet.

FRAGE: Leistungsorientierung ist Männersache, Kosmetik etwas für Frauen – das klingt nach einer ziemlich oberflächlichen Rolleneinteilung...


BOS: Ähnlich verhält es sich leider auch. Natürlich wäre es schöner, wir hätten ein ausgeglichenes Rollenverhältnis. Die Frauen sind zwar leistungsstärker in der Schule, sind gut ausgebildet und arbeiten bis ins Studium hinein sehr motiviert – jedoch verweigern sie sich der Karriere. Sie trauen sich in der Regel weniger zu, als sie können, und lassen den schlechter qualifizierten Männern den Vortritt. Andere denken an ihre Familienrolle und wollen sich lieber um ihre Kinder kümmern, anstatt Karriere zu machen.

FRAGE: Haben Bildungspolitiker über die schulischen Defizite der Jungen jahrelang hinweggesehen?


BOS: Sie hatten in den letzten 30 Jahren eine sehr einseitige Sichtweise. In die Diskussion um die Benachteiligung der Frau passten die benachteiligten Jungen eben nicht hinein.

FRAGE: Ist es an der Zeit, das Augenmerk verstärkt auf die Förderung der Jungen zu legen – etwa mit einem „Zukunftstag“?


BOS: Von solchen speziellen Tagen halte ich nichts. Offensichtlich geht das Bildungssystem weniger auf die Bedürfnisse und Interessen der Jungen ein und hat sie aus den Augen verloren, das war einfach nicht im Trend. Doch es ist ebenso ein genereller Fehler im System. Man müsste mehr Männer in die Kindergärten und die Grundschulen holen, das scheitert oft schon an der geringen Bezahlung. Männer finden dort praktisch nicht statt und fehlen – auch dann, wenn zu Hause nur die Mutter die Erziehung übernimmt und der Vater arbeitet, und auch im Kindergarten und der Grundschule nur Frauen für die Ausbildung zuständig sind. Auch hier wäre ein ausgeglichenes Rollenverhältnis wünschenswert.


FRAGE: Wirken sich die Nachteile, die Jungen in der Schule haben, denn gar nicht auf ihre berufliche Karriere aus?


BOS: Eher weniger. Das, worin die Jungen in der Schule noch zurückbleiben, gleicht sich im Berufsleben wieder aus. Ein Mann fragt nicht erst, ob er die Aufgabe meistern kann, sondern erledigt sie einfach irgendwie. Gut ausgebildete Frauen hingegen ziehen sich da schneller zurück. Für das Gemeinwesen ist es gar nicht gut, wenn häufig weniger gut ausgebildete Männer Karriere machen. Doch da nimmt die Wirtschaft die schlechteren aber willigeren Männer.

FRAGE: Sie fordern also mehr Frauen in Führungspositionen?


BOS: Frauen sind bestens ausgebildet, trauen sich Führungspositionen aber trotz super Noten nicht zu. Das ist für die Gesellschaft schlecht, weil Frauen damit ihre Kompetenzen dem gesellschaftlichen Nutzen entziehen.

Prof. Dr. Wilfried Bos ist Leiter des Instituts für Schulentwicklungsforschung an der Technischen Universität Dortmund.

Arbeitsschwerpunkten gehören Empirische Forschungsmethoden, Qualitätssicherung im Bildungswesen, Internationale Bildungsforschung, Evaluation sowie Pädagogische Chinaforschung.

ist Bos Mitglied des Aktionsrats Bildung. Das Expertengremium aus renommierten Bildungswissenschaftlern beschäftigt sich auf der Basis umfassender Expertisen und Forschungen mit der gegenwärtigen Situation im deutschen Bildungssystem und bewertet diese.

Jahresgutachten 2009 beschäftigen sich die Wissenschaftler mit „Geschlechterdifferenzen im Bildungssystem“. Darin fordern sie, dass das deutsche Bildungssystem sich viel stärker der Heterogenität annehmen müsse. Ebenfalls sollten Differenzen zwischen den Geschlechtern betrachtet und praktische Konsequenzen abgeleitet werden.

Why the feminine touch is failing boys at school


[The National, May 14. 2010]

Christopher Reynolds

Boys are not doing well at school. The difference between the academic achievement levels of boys and girls has reached such proportions that in western countries, teachers are now talking of a “boy crisis”.

In the United States, only 65 per cent of boys now finish high school, against 72 per cent of girls, while here in the UAE, the problem appears worse with only 27 per cent of males attending university, against 70 per cent of females.

This problem with the difference between boy and girl achievement levels does not appear to stem from inferior learning ability or the demands of a high-performance curriculum. It may, in fact, be directly related to the gender of the teacher and, particularly, a female approach to teaching and learning.

Thomas Dee, in an article titled The Why Chromosome, analysing data from the US National Education Longitudinal Survey, says: “A teacher’s gender does have large effects on pupils’ test performance, teacher perceptions of pupils, and pupils’ engagement with academic material. Simply put, girls have better educational outcomes when taught by women, and boys are better off when taught by men.”

In the United States and Canada, along with Britain and Australia, women are now some 90 per cent of teachers in primary school and 75 per cent of teachers across primary and secondary school. There is a growing shortage of male teachers as men choose other professions in the face of low pay, anti-male sentiment and the increasing dominance of a feminine model of teaching.

Historically, teaching as a profession has attracted women and for more than 100 years they have dominated the teaching profession, with many of the boys they have taught growing up to become successful men. However, there are many boys who do not cope with a female model of teaching and are underachieving and suffering from learning problems.

Based on data from the US department of education in 2006, it appears that the gender of the teacher does make a difference to pupil learning. The overall effect of having a female teacher instead of a male raises the achievement of girls by four per cent of a standard deviation and lowers the achievement of boys by the same amount, producing an overall gender gap of eight per cent of a standard deviation.

The implication is that as this deficit in learning can occur in a single year, the deficit is compounded with continuous years of teaching by a female teacher. By the time pupils reach 17, boys score 31 per cent of a standard deviation below girls in reading ability, a deficit equal to about one grade level. In general, a female social science teacher increases a girl’s performance by nine per cent, while a female science teacher will decrease a boy’s score by five per cent of a standard deviation. While girls prefer female teachers, boys don’t. An analysis of the data shows that learning from a teacher of the opposite gender has a detrimental effect on the pupil’s academic progress and engagement at school.

Regardless of the academic subject, when a class is taught by a woman, boys are twice as likely as girls to be seen as disruptive, inattentive and unlikely to complete their homework.

In the United States, boys make up 71 per cent of school suspensions, make up 90 per cent of children diagnosed as having learning disabilities and even in primary school are twice as likely, at 8.3 per cent, to be held back a grade. By the age of 17, 42 per cent of boys will have been suspended from school at least once. These problems in education are exacerbated in the UAE ,where the Ministry of Higher Education in August 2009 disclosed that only 27 per cent of Emirati boys were attending high school, against 70 per cent of Emirati females.

While the results of an analysis of US data suggests that gender does make a difference, the issue is not really the gender of the teacher but the different kind of teaching needed for boys and girls arising from their genetically different brains and styles of learning. The real problem is that boys are not girls and don’t learn like girls.

A feminine model of co-operative learning and inclusiveness may be helping girls but it is disadvantageous for boys as they can become increasingly disengaged from the learning process. Many women are successful teachers, but as a rule, boys do not respond well to female teaching methods.

The way boys learn and their readiness to learn is different to girls. At the age of six or seven, when children start serious schooling, boys are six to 12 months less neurologically developed than girls. They are especially delayed in what is called fine-motor co-ordination, which is the ability to use their fingers carefully and to hold a pen or scissors. And since they still need “gross-motor” development, they will be itching to move their large muscles around. Boys have 30 per cent more muscle than girls and, therefore, their senses seek to move more than girls to flex their muscles. Boys fidgeting in class and roaming around the room is just their bodies trying to find expression – not them being naughty children.

From the time a baby is born, male and female brains are different. Indeed, from six to seven weeks after conception, embryos designed to be male receive a “hormone bath” of testosterone, which influences the development of the brain. The testosterone actually changes the walnut-shaped brain and alters its structure and even its colour.

Testosterone doesn’t just play a role in male development into manhood, but also has a profound impact on a boy’s development of mind and body from before they are born. At birth, a baby boy has as much testosterone in his bloodstream as a 12-year-old boy. The levels drop a few months after birth, will rise again at the age of four or five for reasons that no one understands, and again at about 14.

Throughout his life, testosterone will affect a male’s every thought and action. Indeed, levels of testosterone can rise and fall in response to challenge, achievement or even failure in any given day.

Most experts believe boy’s tendency to take risks, to be more assertive, to fight and compete, to argue, to boast, and to excel at certain skills such as problem solving, maths and science is directly linked to how the brain is hard-wired and to the presence of testosterone.

While testosterone is the fundamental determinant of male thinking and behaviour, there are other aspects of male brain chemistry and make-up that affect thinking and behaviour to make the male quite a different learner to girls. In teaching children, there are a number of differences between the male and female brains to take into consideration.

For girls, stronger neural connections mean that girls have more sensual detail memory, better listening skills and better discrimination among various tones of voice. This leads to greater use of detail in writing assignments. Larger memory storage areas lead to better learning ability, especially in language. Girls make fewer impulsive decisions and tend to use more cortical areas of the brain for emotive and verbal functioning.

For boys, there is a higher dedicated area used for special-mechanical functioning for abstract thinking and physical-special functions. But girls have twice the brain space as boys for verbal-emotive functioning. The special-mechanical functioning makes boys want to move objects through space, such as balls and model aeroplanes, or just move their arms and legs. With less serotonin and oxytocin, boys have less desire for bonding, are more impulsive and are less likely to want an empathetic chat with a fellow pupil.

The male brain is more structured and compartmentalised, thus more likely to concentrate on one thing at a time with a lesser ability than girls to multi-task and change from one class subject to another easily. With 15 per cent less blood flow than females, the male brain reduces speed every now and again in a sort of rest state. Thus, with exercise before class, boy’s neurophysiological state is enlivened and more able to learn. The differences, of course, between male and female brains are too numerous to mention in detail here.

With some 90 per cent of children with learning difficulties being boys, there is a particular need to teach these children as boys instead of homogenous individuals in order to improve their learning ability. Giving these boys extra sensory integration therapy can make an incredible improvement as well.

To help boys and girls achieve their best at school there needs to be an appreciation of the difference in the learning styles of boys and girls. The task for teachers, and parents, is to better understand the gendered brain. To this end, there is a need for special gender-awareness training for teachers as part of their initial training or as in-service training. The knowledge is already available and schools across the world are now providing such training. With severe problems with boys' schooling in the UAE, there appears to be an urgent need to introduce special programmes to help boys progress in this country as well.

Dr Christopher Reynolds is managing director of the UAE-based British Institute for Learning Development

Bildung: Keine Besserung in Sicht

[PTMagazin, Donnerstag 13. Mai 201]

Von: Ullrich Rothe

Mittelständische Unternehmer beklagen seit Jahren, dass immer mehr Bewerber für einen Ausbildungsplatz nicht ausreichend qualifiziert sind. Bildungspolitiker sprechen von schlauen Mädchen und dummen Jungs. Die geschlechterpolitische Initiative MANNdat schlägt Alarm.

(MANNdat/eigBer.) - Alle objektiven Studien unabhängiger Fachleute zeigen erhebliche geschlechterspezifische Unterschiede, vorwiegend zuungunsten der Jungen. Der Aktionsrat Bildung widmet sein Jahresgutachten 2009 speziell diesem Thema und stellt fest, dass Disparitäten zum Nachteil von Jungen entstanden sind.

Der Bildungsbericht 2008 kommt zu dem Ergebnis, dass es neue Problemlagen bei Jungen gibt und das Risiko für Jungen und junge Männer zunimmt, im Bildungssystem zu scheitern. Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung spricht von einer „Bildungskrise der jungen Männer“.

Jungen stellen über 60% der Sonderschüler. Sie haben die signifikant höhere Schulabbrecherquote und die signifikant niedrigere Abiturquote. Der Anteil männlicher Schüler in Gymnasien sank von 56% im Jahr 1970 auf 43% im Jahr 2006. Der Bildungsbericht der Stadt Freiburg spricht sogar von lediglich nur noch 40% Anteil männlicher Schüler mit allgemeiner Hochschulreife.

Fatales Signal

Das Bundesjugendkuratorium hat im September 2009 eine offizielle Stellungnahme „Schlaue Mädchen – Dumme Jungen? Gegen Verkürzungen im aktuellen Geschlechterdiskurs“ zu den Ergebnissen von Fachleuten veröffentlicht, die einhellig eine problematische Bildungs- und Arbeitsmarktsituation von Jungen konstatieren.

Das Bundesjugendkuratorium hat wesentlichen Einfluss auf die Bildungs- und Jugendpolitik, da es die zuständigen Ministerien berät. Die Stellungnahme des Bundesjugendkuratoriums ist deshalb eine sehr wichtige Aussage der Bildungs- und Jugendpolitik in Deutschland. Sie gibt damit einen Trend der Bildungs- und Jugendpolitik auf Bundesebene in den nächsten Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten, wieder.

Die vom Bundesjugendkuratorium verfasste Stellungnahme ist jedoch keine objektive Abwägung verschiedener Ansätze zur Jungenförderung. Sie stellt vielmehr eine subjektive Verteidigung einseitig sozialisationstheoretischer und männlichkeitskritischer Ansätze dar.

Die von unabhängigen Einrichtungen erzielten dramatischen Ergebnisse zur Bildungssituation von Jungen werden relativiert. Bedürfnisorientierte und motivationale Ansätze zur Jungenförderung bleiben völlig unberücksichtigt.

Doppelmoral in der Rollenbilddiskussion

Jetzt, da der Handlungsbedarf im Bereich der Jungenförderung offensichtlich ist, wird in der Diskussion häufig kurzerhand die Schuld den Jungen selbst zugewiesen und die Behauptung in den Raum gestellt, Jungen seien zu wenig offen für neue Rollenbilder. Dies ist äußerst zynisch und verdreht die Realitäten.

Denn es waren die politisch Verantwortlichen, die von Beginn an Jungen aus dem größten geschlechterspezifischen Förderprojekt aller Zeiten, das zudem das Berufswahlspektrum und damit die Rollenbilder auf geschlechtsuntypische Berufe erweitern will, gezielt und bewusst ausschlossen – den Zukunftstag.

Außerdem sind es ja die Gesellschaft und Politik, die auf die Annehmlichkeiten archaischer Männerrollenbilder – z. B. männliche Zwangsdienstarbeitskräfte im militärischen und sozialen Bereich – nicht verzichten wollen.

So beschränkt sich die heutige staatlich subventionierte „Jungenförderung“ i. d. R. darauf, Jungen zu einer kritischen, ablehnenden Haltung gegenüber ihrer Männlichkeit zu erziehen und in Putz- und Bügelkursen zu tüchtigen Hausmännern zu machen. Und dies, obwohl alle unabhängigen Schulleistungsstudien zeigen, dass Jungen primär Bildungsförderung brauchen.

Eine solche Art der „Jungenförderung“ ist jedoch keine echte Jungenförderung, sondern eine profeministisch-ideologisch inspirierte Umerziehung von Jungen, die jungentypische Verhaltensweisen pauschal als defizitär einstuft und somit eine Jungen abwertende Gesellschaft fördert.

Kein Problem mit Zwangsdiensten

Jungen zu mehr Selbstständigkeit im Haushalt zu verhelfen, ist ohne Frage sinnvoll. Jungen allerdings exakt die Tätigkeiten als „coole“ Zukunftsperspektiven zu verkaufen, die umgekehrt als Beleg für die Diskriminierung der Frau gelten, ist äußerst fragwürdig.

Diese verkürzte Rollenbilddiskussion wird auch daran erkennbar, dass Jungen zwar dort ihre archaischen Rollenbilder aufgeben sollen, wo sie aus diesen Rollenbildern Vorteile ziehen. So sollen sich z. B. Jungen nicht mehr auf gut dotierte und angesehene Berufe konzentrieren, sondern sich mehr für schlecht bezahlte und schlecht angesehene Berufe entscheiden.

Die Bereiche jedoch, in denen Jungen auf Grund archaischer Rollenbilder Nachteile erleiden, bleiben in der Rollenbilddiskussion ein Tabuthema. So haben z. B. auch die Anhänger der Rollentheorie überhaupt kein Problem mit der einseitigen Männerzwangsdienstkultur (Männerwehrpflicht und Männerzivildienst).

Tabuthemen

Auch das vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte mehrfach kritisierte und beanstandete, Väter diskriminierende Sorge- und Umgangsrechtswesen in Deutschland ist in der Rollenbilddiskussion ebenso ein Tabuthema wie das Thema Gewalt gegen Jungen und Männer. Dabei wäre gerade die Stärkung der Vaterrolle ein Bereich, der bei einer ehrlichen Rollenbilddiskussion ein Hauptanliegen sein müsste.

Und obwohl zwei Drittel aller Gewaltopfer Jungen und Männer sind, werden männliche Gewaltopfer aus der geschlechtersensiblen Gewaltopferbetrachtung ausgeschlossen. Sie werden nicht als Opfer wahrgenommen, sondern lediglich als Versager ihrer Männlichkeit gesehen. Auch daran will die Rollenbilddiskussion nichts ändern.

Zu Verlierern gemacht

Weiterhin gibt es derzeit länderabhängig einen Mangel an Fachlehrern. Zudem werden bis zum Jahr 2013 zusätzlich 40 000 Erzieher benötigt. Während in technischen Berufsbereichen speziell Mädchen für diese Berufe angeworben werden, bleibt eine ähnliche Initiative, gezielt Jungen für diese Berufe zu interessieren, aus.
Selbst in den stattfindenden Boys-Days werden diese Berufsbereiche häufig ausgeblendet.

Auch auf der Homepage des neuen Referates „Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer“ des Bundesfrauenministeriums mit Stand vom 10.04.2010 sollen Jungen lediglich für Pflegeberufe und Dienstleistungsberufe gewonnen werden, nicht jedoch für erzieherische oder pädagogische Berufe.

Dies zeigt deutlich, dass es bei der Rollenbilddiskussion nicht um eine echte Emanzipation von Jungen geht, sondern ihnen sollen lediglich die Verliererkomponenten verschiedener Rollenbilder aufgebürdet werden.

Sozialisationstheorie als alleingültiges Paradigma

Immer noch werden die wissenschaftlichen Belege, z. B. aus der Evolutionstheorie und Entwicklungspsychologie oder der modernen Hirnforschung, relativiert, die zeigen, dass geschlechtstypische Verhaltensweisen und Interessen keineswegs ausschließlich anerzogen sind. Stattdessen gilt nach wie vor in der politisch geförderten Jungenarbeit die Sozialisationstheorie als allein diskussionswürdiger Erklärungsansatz.

Die Sozialisationstheorie ist eine wichtige sozialwissenschaftliche Theorie, welche mit dem Ziel verbunden ist, den „Prozess der Entstehung und Entwicklung der Persönlichkeit in wechselseitiger Abhängigkeit von der gesellschaftlich vermittelten sozialen und dinglich materiellen Umwelt einerseits und der biophysischen Struktur des Organismus andererseits“ zu beschreiben und zu erklären.

Ideologisch instrumentalisiert

Dieser Theorie liegen allerdings gewisse Einseitigkeiten und Vereinfachungen dort zugrunde, wo sie mit dem Anspruch verwendet wird, die bestimmenden Faktoren für die Herausbildung der Persönlichkeit des Menschen und seines Verhaltens beschränkten sich auf Gesellschaft und Kultur, denen gegenüber biologischen Einflussfaktoren keine (wesentliche) Bedeutung zukomme und die unterschiedliche Psychologie beider Geschlechter außer Acht lässt.

Besonders fatal ist es, wenn die Sozialisationstheorie instrumentalisiert wird, um ein ideologisch vorgefasstes Schubladendenken mit Geschlechterstereotypen von weiblichem Opfergeschlecht einerseits und männlichem Tätergeschlecht andererseits zu rechtfertigen und zu kolportieren.

Anstatt die Sozialisationstheorie als einen Erklärungsansatz von vielen zu berücksichtigen, errang sie in der erziehungs- und sozialwissenschaftlichen Diskussion, aber auch in der Pädagogikwissenschaft eine Art Monopolstellung.

Schlechte Basis

Über die vergangenen Jahrzehnte hat sich eine Jungenarbeit etabliert, die vorrangig ein negatives, defizitäres Jungenbild kolportiert. Ein solch negatives Jungenbild ist natürlich eine äußerst schlechte Basis für eine Jungenförderung. Wie widersprüchlich eine nicht-identitäre Jungenarbeit ist, kann man an Folgendem erkennen:

Trotz der Behauptung, „Geschlecht“ wäre rein konstruiert und nicht von der Biologie abhängig, haben diejenigen, die dies behaupten, kein Problem damit, Kinder und Jugendliche bei Förderprojekten wie dem Zukunftstag oder der MINT-Förderung nach biologischem Geschlecht einzuteilen, wer teilnehmen darf und wer nicht.

Wer dies testen will, möge seinen Sohn einmal auf einen Praktikumsplatz für Mädchen am Zukunftstag bewerben lassen mit dem Hinweis, man solle sich vom Geschlechtsteil nicht irritieren lassen, das Kind sei zum Mädchen erzogen worden.

Unterschiedliche Entwicklung eindeutig belegt

Das Bundesjugendkuratorium behauptet, es gäbe keine ausreichenden Hinweise für eine unterschiedliche Entwicklung von Mädchen und Jungen im Vorschulbereich.

Wie das Bundesjugendkuratorium zu dieser Schlussfolgerung gelangt, ist rätselhaft. Die Auswertung der ärztlichen Schuleingangsuntersuchungen, z. B. in Baden-Württemberg oder in Brandenburg, zeigen eindeutig, dass sich Jungen im Bereich Motorik und Sprachfähigkeit tendenziell langsamer entwickeln als Mädchen.

Die Untersuchungen in Baden-Württemberg haben gezeigt, dass fast 60% der Jungen zum Zeitpunkt der Einschulung erhebliche Defizite in mindestens einer wichtigen schulischen Grundkompetenz aufweisen. Fast doppelt so viele Jungen wie Mädchen landen auf den Sonderschulen.

Auch dies belegt die signifikanten geschlechtertypischen Unterschiede beim Entwicklungsstand und der Bildungsnachteile von Jungen und Mädchen zum Zeitpunkt der Einschulung und in der Bildungsbeteiligung.
Es verwundert, dass diese Erkenntnisse den Fachleuten des Bundesjugendkuratoriums bislang verborgen geblieben sind.

Entlarvend

Diese Entwicklungsunterschiede sind eben nicht anerzogen, sondern biologisch gegeben. Hier müsste eine gezielte Förderung von Jungen schon im Vorschulbereich einsetzen, wenn man Jungen gleiche Chancen beim Start in die Schule geben wollte. Stattdessen endet die Politik der Chancengleichheit exakt an dem Punkt, an dem die Nachteile und Benachteiligungen von Jungen und Männern beginnen.

Die Aussage der ehemaligen Bundesjugendministerin Ursula von der Leyen aus der „Berliner Zeitung“ vom 29.09.2006 ist diesbezüglich eindeutig: „Ich finde es nicht schlimm, dass Mädchen in Sachen Bildung an den Jungen vorbeiziehen.“

Misserfolge der Jungen sind politisch gewollt

Es verwundert nicht, dass das Bundesjugendkuratorium in seiner Stellungnahme auf Seite 27 im Grunde zu der gleichen Ansicht gelangt wie die Ministerin, die diese Stellungnahme in Auftrag gegeben hat: „Die Erfolge der Schülerinnen im Bildungssystem in den vergangenen Jahrzehnten sind als Ermutigung zum Abbau von geschlechtsspezifischen Ungleichheiten zu betrachten.“

Hier wird nochmals deutlich, dass die vom Bundesjugendkuratorium kritisierte Verkürzung auf die Jungensituation nicht nur nicht existiert, sondern in der realen Bildungs- und Jugendpolitik sogar in die andere Richtung, nämlich ausschließlich in Richtung auf die Mädchensituation besteht. Die zunehmenden Bildungsmisserfolge von Jungen und die zunehmende Arbeitslosigkeit von männlichen Jugendlichen und jungen Männern werden nicht als Problem gesehen, sondern als positive Rückmeldung einer Geschlechterpolitik verstanden, die sich auch heute noch ausschließlich auf die „Frauenfrage“ beschränkt.

Die gesamte MANNdat-Analyse zur Stellungnahme des Bundesjugendkuratoriums findet sich unter http://www.manndat.de/fileadmin/Dokumente/Studien/Studie_Verharmlosung_Bildungsmisserfolge.pdf

S.O.S. Garçons

[Veille-Education, Mardi, 11 mai 2010]

"L'école est sans aucun doute un des seuls lieux où le genre masculin est une particularité disqualifiante" écrit Jean-Louis Auduc, dans l'introduction à son nouveau livre "Sauvons les garçons !". L'ouvrage met en avant les difficultés scolaires des garçons dans le système éducatif français et propose des explications. "Dès le primaire, un bon élève c'est un ensemble d'attitudes : des devoirs soignés, être à l'heure…, ne pas s'agiter… Or la prégnance du modèle traditionnel dans la famille contribue à développer chez les filles des qualités d'écoute et d'ordre. Alors que faire ? Des remèdes existent… Jean-Louis Auduc nous en parle.

Votre livre est à la fois un appel et, un peu, une provocation. Vous dites que « l’ échec scolaire a un sexe » et que c’est le sexe masculin. On a tellement en tête une image contraire qu’on a du mal à vous croire. Sur quoi vous appuyez-vous ?

Cet ouvrage se veut une contribution à la lutte contre l’échec scolaire, notamment en examinant de près les caractéristiques des élèves concernés. Or, sur la base des statistiques 2008 et 2009, étudiées par genre, il apparaît que tous les objectifs fixés par les différentes lois votées ces dernières années concernant le système éducatif :

• 80% d’une classe d’âge au niveau du baccalauréat

• 95% d’une classe d’âge au niveau CAP ou BEP

• 50% titulaires d’un diplôme du supérieur

sont atteints pour les filles (1) et qu’on en est très loin pour les garçons.

Ainsi, on globalise souvent les statistiques concernant les difficultés en lecture. Les statistiques 2009 montrent pourtant qu’il y a 15% des garçons à avoir de très faibles capacités

Très faibles capacités 8,9% 4,9%

Difficultés sévères 6,1% 3,6%

Lecteurs très efficaces 59% 70%

Les filles durant leur scolarité lisent donc plus vite et mieux que les garçons, redoublent beaucoup moins qu’eux à tous les niveaux du système éducatif, échouent moins dans l’obtention de qualifications, ont plus de mentions à tous les examens et diplômes, du second degré comme du supérieur.

Connaître les caractéristiques de ceux qui sont en échec scolaire m’apparaît indispensable pour mieux le traiter et aussi pour que l’échec chez certains garçons ne se transforment pas en frustration vis-à-vis des filles et ne conduisent pas à des actes de violence. Pour pouvoir mieux combattre certains comportements violents, il faut donc en connaître toutes les causes et essayer de les éradiquer ou tout du moins de diminuer autant que l’on peut, leur impact.

Pendant trente ans, on a vécu avec l’idée que la mixité réglait en soi les questions d’égalité. Il faut en revenir à l’épreuve des faits. Il ne suffit pas de mettre des garçons et des filles ensemble pour que règne l’harmonie et l’égalité entre filles et garçons.

Avons-nous suffisamment conscience de ce qui se joue pour les garçons, quelle que soient leurs origines, dans les premières années de leur vie à l’école ? Avons-nous réfléchi aux difficultés d’adaptation de plus en plus nombreuses des garçons par rapport aux filles dans l’espace scolaire ? Les garçons en difficulté scolaire face à des filles en réussite scolaire qui apparaissent plus en connivence avec des personnels massivement féminins, ont tendance à se sentir humiliés et à vouloir montrer à ces dernières qu’ils sont quand même les plus forts en les bousculant, en les agressant physiquement, voire sexuellement. Pour combattre efficacement les violences machistes, il faut donc voir comment l’école d’aujourd’hui est vécue par un nombre de plus en plus important de garçons.

Mais ces différences apparaissent à quel moment ? Elles s’accentuent tout au long du système scolaire ou elles s’atténuent ?

Il y a deux moments décisifs :

L’entrée dans les apprentissages de la lecture et de l’écriture : Les garçons sont plus souvent en difficulté : dans 15% des cas contre 8,5% pour les filles. Ils réussissent moins bien les épreuves de compréhension et sont plus nombreux que les filles dans les profils les plus faibles. Ils présentent aussi plus de déficits dans les mécanismes de base de traitement du langage. Les élèves en difficultés lourdes de lecture sont 7 garçons pour 3 filles. Il y a un vrai enjeu concernant la réussite des garçons tout au long du cursus, car on sait combien les difficultés de lecture pèsent sur la suite de la scolarité.

Le moment de la 5e/4e au collège : Les filles réalisent à l’école et au collège de meilleurs parcours scolaires que les garçons. A 14 ans, les filles sont pour plus des deux tiers en troisième contre la moitié des garçons qui, à cet âge, sont environ un tiers à être encore en quatrième contre un quart des filles. Dans l’école française, le moment décisif concernant l’orientation des élèves se situe entre la classe de quatrième et la classe de troisième. Il touche donc les jeunes à l’âge de 14/15 ans.

Or, à cet âge où se joue une grande partie de ce qui va faire la réussite ou non du parcours scolaire des jeunes, où l’institution leur demande de construire un projet personnel, tous les spécialistes de la psychologie de l’adolescence le disent, c’est le moment du plus grand écart de maturité entre les jeunes garçons et les jeunes filles.

C’est l’importance de ce moment qui explique le poids des garçons dans le décrochage scolaire ou dans les structures accueillant des jeunes en difficulté.

Classes de SEGPA 70% 30%

Dispositif « soutien » collège 63% 37%

Dispositifs Relais 78% 22%

Au total pour l’accès du classe d’âge : au niveau « bac » , on a 64% des garçons et 76% des filles, pour la réussite au baccalauréat, 57% des garçons, 71% des filles, pour l’obtention d’un diplôme du supérieur (Bac+2 et plus), 37% des garçons, 50,2% des filles, pour l’obtention d’une licence, 21% des garçons, 32% des filles.

Comment expliquez-vous cela ? Les filles sont-elles plus intelligentes ? Plus douées scolairement ?

Ce serait une erreur de penser que l’écart garçons-filles pourrait venir fondamentalement de différences biologiques ou génétiques. Les explications à cet écart garçons-filles à l’école sont multiples et complexes :

J’ai déjà évoqué l’écart de maturité filles-garçons au moment de l’orientation.

Les professions qui interviennent autour de l’enfance et de l’adolescence, comme celle qui sont en prise avec le quotidien de la population, se sont en vingtaine d’années massivement féminisées. Notre société doit s’interroger sur le fait qu’aujourd’hui, entre 2 et 18 ans, les jeunes vont ne rencontrer pour travailler avec eux que des femmes : professeurs (80,3% de femmes dans le premier degré ; 57,2% de femmes dans le second degré, BTS et classes prépas inclus), chefs d’établissements, assistantes sociales, infirmières, avocats, juges, médecins généralistes, employées de préfecture ou de mairie, voire juges, tous ces métiers sont de manière écrasante féminins. ….. …

Les filles ont donc durant leur cursus scolaire et leur adolescence, présentes devant elles, des semblables, femmes référentes, auxquelles elles peuvent sans peine s’identifier, ce qui pour une bonne part expliquent également qu’elles souhaitent, leurs études réussies, rejoindre ces métiers qu’elles jugent valorisants. On peut en effet, penser que les filles se dirigent plus spontanément à la fin de leurs études vers des métiers qu’elles rencontrent pendant leur scolarité, avec lesquelles elles peuvent s’identifier, dont elles ont pu faire d’une certaine manière des modèles des personnes qui les exercent. Les jeunes filles construisent donc souvent un cursus scolaire adapté au métier choisi ce qui leur permet de réussir, mais il ne faut pas mettre de côté le fait que cette identification peut éventuellement freiner leurs ambitions.

Les mutations dans la structure familiale doivent, en effet, être prises en compte. Il n’y a pas que la monoparentalité féminine qui peut poser problème aux garçons. Dans les familles recomposées, restructurées, voire décomposées qui se développent de plus en plus et sur lesquelles il faut s’interdire de porter le moindre jugement, la femme le plus souvent apparaît comme le pivot permanent, solide, constant autour de laquelle la composition familiale va évoluer au fil du temps. Un tel positionnement de la mère en tant que pivot ne peut pas ne pas avoir des conséquences sur l’image que se fait de lui-même le garçon à l’âge de la puberté et des questionnements sur son devenir.

De plus, les deux-tiers du travail parental selon une étude de la Caisse National des Allocations Familiales (CNAF) de mars 2009 pèsent sur les épaules des femmes. Ce sont elles qui s’occupent dans la plupart des cas, de l’habillement, des accompagnements à l’école, des devoirs scolaires, du coucher des enfants.

Sont-elles plus soutenues scolairement par les parents ?

Les différences de réussite scolaire garçons-filles qui se manifestent dès l’école primaire peuvent sans doute s’expliquer par des représentations sur les activités des filles et les activités des garçons qui ont perduré aujourd’hui alors que la situation économique et sociale a profondément changé. Les mentalités changent plus lentement que les mutations bouleversant l’organisation de la société.

Ainsi, certains parents peuvent-ils penser encore aujourd’hui, comme c’était la réalité pendant les générations précédentes, que :

- les garçons peuvent ne pas réussir à l’école, car grâce à leur force physique ils pourront toujours trouver des emplois ouverts aux non-diplômés dans le secteur primaire (agriculture, mines, ou pêche) ; autant d’emplois existants il y a une ou deux générations et disparus aujourd’hui… Cette croyance, hélas erronée, peut conduire des parents à ne pas être très attentifs à la scolarité de leurs garçons en pensant que leur insertion dans l’emploi sera plus facile que celle des filles…

- les filles à l’inverse, aux yeux de nombre de familles, doivent nécessairement avoir un certain bagage scolaire pour trouver un emploi, et ce depuis des générations, puisque les emplois du secteur primaire leur étaient quasiment interdits…..Ces parents ont donc tendance à se soucier très tôt des apprentissages scolaires et des résultats scolaires des filles car ils leur accordent beaucoup plus d’importance qu’à ceux des garçons dans l’optique de leur vie future….

Il faut aussi voir que pèsent également sur les garçons la disparition de tous les rituels d’intégration sociaux à un moment donné de leur vie et le flou régnant entre 16 et 25 ans autour de l’entrée dans l’âge adulte.

Dans la construction de sa personnalité, le jeune, spécifiquement le garçon, parce qu’il vit moins dans son corps le passage à l’âge adulte, a toujours eu besoin de rites d’initiation, de transmission et d’intégration. Ceux-ci ont été longtemps religieux (confirmation, communion solennelle) et civiques (les « trois jours » ; le service national). Aujourd’hui, il n’existe quasiment plus de rites d’initiation et de transmission, ce qui, la nature ayant horreur du vide, laissent le champ libre à des processus d’intégration réalisés dans le cadre de « bandes », de divers groupes, voire par des sectes ou des intégrismes religieux.

Il y a quelques jours, lors d’un colloque organisé par Paristech, la directrice des relations internationales du ministère de l’éducation finlandais, Eva Penttilä, expliquait que dans ce pays phare pour son égalitarisme et sa réussite scolaire, un écart énorme s’est creusé entre filles et garçons, 70% des filles obtiennent un diplôme du supérieur contre 45% des garçons ( un taux qui fait quand même rêver !). Pensez-vous que la féminisation du corps enseignant puisse aussi jouer ?

Les chiffres de la Finlande pour le premier diplôme du supérieur sont assez similaires aux résultats français concernant l’obtention d’un baccalauréat, ce qui en terme d’années d’études et de modes de sélection après la scolarité obligatoire revient à peu près au même. L’écart filles-garçons qui existent dans tous les pays développés, notamment européens, me semblent ressortir aux causes exposées plus haut.

Toutes les études montrent également que très tôt les élèves accordent une attention croissante aux résultats scolaires, aux appréciations de l’enseignant, concernant leurs camarades de classe de manière à se situer les uns par rapport aux autres, notamment lorsqu’il y a notes et sélections, ce qui est le cas en Finlande après la scolarité obligatoire. Les études menées montrent qu’individuellement, en dépit de la mixité dans les classes, les élèves se comparent délibérément à l’intérieur de leur groupe de sexe.

Une telle information suggère que prendre un élève comme exemple pour stimuler les autres n’a d’influence dans le meilleur des cas que sur ceux du même sexe que le modèle. Aucun, aucune élève ne peut donc avoir valeur d’exemple pour tous.

S’appuyer, pour une enseignante femme ou un enseignant homme sur le groupe des élèves filles en réussite scolaire qu’on met en avant, en se disant que cela fera bouger tous les élèves de la classe apparaît donc comme une démarche inefficace et peut-être même contre-productive.

Il faut aussi savoir que les élèves choisissent la plupart du temps leurs références non seulement chez des élèves de même sexe qu’eux mais qu’ils jugent à leur portée. L’élève qui aura 5/20 accorde ainsi plus d’attention à des camarades de classe pourvus d’une moyenne de 6 ou 7, qu’à ceux qui ont 14.

Ainsi se met en place une spirale dangereuse : des élèves garçons en difficulté plutôt que de se comparer à des filles en réussite, se focalisent au contraire sur leurs camarades de classe dont les résultats scolaires sont pires encore que les leurs. De nature à les rassurer, cette comparaison n’autorise aucun progrès. Ces élèves sont durablement installés dans leurs échecs et leurs difficultés scolaires parce que satisfaits, précisément, de ne pas être tout à fait les derniers.

Face à ces questions, la présidence suédoise de l’Union européenne organise les 17 et 18 novembre un colloque auquel je participerai à Uppsala (Suède) sur « les différences dues au genre dans les systèmes éducatifs » avec notamment une table ronde sur « Ségrégation par genre et garçons marginalisés

Peu de disciplines ont réfléchi sérieusement à la parité (à ma connaissance, seule, l’EPS). Que peuvent faire les enseignants ?

Rappelons-nous aussi qu’il est sorti depuis vingt ans des dizaines d’ouvrages, concernant notamment l’école maternelle et élémentaire pour aider les petites filles à réussir, leur permettre de mieux comprendre les manuels scolaires. Ce qui est significatif, c’est qu’à ma connaissance, il n’est pas encore sorti d’ouvrages concernant l’enseignement en maternelle et en élémentaire consacrés à des pédagogies possibles visant à la réussite des garçons.

Pour permettre à chacun de se sentir bien quels que soient les difficultés, il peut être intéressant par exemple à l’école primaire de travailler spécifiquement quelques heures avec les garçons sur le vocabulaire, les modalités de compréhension à l’œuvre dans l’action de lecture, pour leur assurer un apprentissage dans de meilleures conditions avec l’ensemble de la classe. Et ce, d’autant plus si certains garçons pensent que « la lecture, c’est une affaire de filles ». Il peut s’agir de mettre en place une pédagogie différenciée garçons/filles passant par des moments séparés pour quelques heures.

Plutôt que de voir dans une classe de collège, les garçons se replier au fond et s’agiter durant une classe de français où les filles les dominent dans la maîtrise du langage écrit ou oral, il peut être plus utile de prévoir une division en deux groupes, l’un de filles approfondissant telle ou telle notion et un de garçons, travaillant spécifiquement sur les compétences de base pour leur permettre de progresser en classe entière.

Il s’agit en quelque sorte de construire pour des garçons qu’on sait très en retard sur les filles sur les compétences nécessaires en français, des programmes personnalisés de réussite éducative où ils pourraient sans crainte du regard des filles, travailler spécifiquement quelques heures par semaine sur ces questions afin de mieux rattraper le niveau exigible par la nation pour tous les élèves.

On a quand même l’impression que l’orientation plus négative des filles inverse le résultat final. Ne s’interdisent-elles pas les filières d’excellence ? Etes-vous d’accord pour dire qu’au bout du compte (intégration professionnelle comprise), les filles s’en sortent moins bien ?

Les diplômes où les filles ne sont pas majoritaires dans le système scolaire en 2008 sont avant tout les formations professionnelles dites courtes où les filles sont sous-représentées par rapport aux garçons (conséquence de leur meilleure réussite scolaire).

- Brevet des collèges , série professionnelle

- CAP

- BEP

- Bac STI (Sciences et technologie industrielle)

- Bac STAE (Sciences et technologie de l’agronomie et de l’environnement)

- Bac professionnel

Les seuls garçons qui « surnagent » en proportion bien moins importante que les filles sont les garçons qui font le choix d’aller le plus loin possible dans l’école sans se préoccuper d’un métier à priori identifié. Le plus souvent, c’est l’environnement familial qui les pousse à adopter ce comportement, ce qui est un des facteurs expliquant le fait que pour certaines grandes écoles, la « démocratisation « a reculé au profit d’une situation où ce sont les réseaux familiaux qui restent les plus prégnants.

Les filles dans l’ensemble des baccalauréats scientifiques ont plus de mentions très bien ou bien que les garçons et aux Olympiades de la Chimie (XXIVe édition. 2009), les filles « trustent » deux des trois premières places pour les classes terminales, et huit premières places sur dix pour les classes de première….

Cet accroissement des diplômes a eu, avant la crise, des conséquences sur l’emploi féminin : « Pour les sortis de formation initiale depuis 1 à 4 ans, le chômage des femmes est globalement de 14,8%, celui des hommes de 17,1%. En 2007, les femmes sont aussi nombreuses globalement que les hommes à occuper un emploi à durée indéterminée alors que dans les générations précédentes, les femmes étaient plus souvent employées à durée déterminée » (Note CEREQ n°248, janvier 2008)

L’erreur est de penser que « le plafond de verre » qui existe toujours proviendrait des inégalités hommes/femmes dans la formation initiale des jeunes, alors qu’il provient de la répartition du travail et des tâches parentales dans la société qui ne s’est pas modifiée ces quarante dernières années.

Etablir une véritable égalité homme/femme dans la réussite scolaire des uns et des autres permettrait sans nul doute de pouvoir aborder dans l’éducation une autre image de la répartition des tâches entre hommes et femmes dans la société. Vouloir le faire aujourd’hui alors que les jeunes garçons se sentent défavorisés, et ils le sont de fait, dans l’école ne peut que conduire à des échecs.

Je me demande donc si la question n’est pas davantage posée aux garçons des milieux populaires ( l’équivalent des pauvres blancs des écoles anglaises) plus qu’aux garçons en général. Question de culture de classe ou question de genre ?

Il est difficile d’avoir des enquêtes mêlant genre et catégories sociales. La DEPP en a mené une tout récemment sur les enfants nés en 1997 concernant le redoublement à l’école élémentaire. Les filles de parents ouvriers ont des résultats similaires (21% de redoublantes) à ceux des garçons, enfants de parents employés. Les filles de parents employés avec 17% de redoublantes ont des résultats similaires à ceux de garçons enfants de commerçants, d’artisans, d’agriculteurs.

Toutes les catégories sociales ont un écart entre les résultats des garçons et des filles, en faveur des filles, même si l’écart est beaucoup plus important pour les enfants d’agriculteurs, d’inactifs et de commerçants et d’artisans que chez les enfants de cadres ou d’employés.

Cet écart est de :

- 10 points pour les enfants d’agriculteurs

- 9 points pour les enfants d’inactifs

- 7 points pour les enfants de commerçants ou d’artisans

- 6 points pour les enfants d’ouvriers

- 4 points pour les enfants d’employés

- 3 points pour les enfants de cadres

Certes, cet écart est sans doute accentué dans les familles dont les parents ont pu immigrer d’Afrique du Nord, d’Afrique noire, de Turquie, du Pakistan, il y a une ou deux générations. Dans ces familles, les filles peuvent se sentir valoriser dans l’école ce qui n’est pas toujours le cas à la maison où elles sont l’auxiliaire de la mère, alors que les garçons peuvent être considérés comme des « petits rois » à la maison et sont considérés comme des personnes comme les autres à l’école.

Votre livre à la forme d’un appel. Que préconisez-vous ? Des écoles unisexes comme on a en connu ?

Le constat sur la « fracture sexuée » ne doit donc pas déboucher sur une remise en cause systématique de la mixité dans les classes, mais il nous oblige à réfléchir sur la manière de gérer dans le quotidien cette réalité..

Il n’est plus possible de se contenter de gérer une mixité, qui serait seulement mettre des garçons et des filles ensemble avec l’intention de ne pratiquer aucune différenciation basée sur le genre. Il n’est pas sûr que des classes séparées puisse diminuer l’échec scolaire massif dans notre pays des garçons, et elles peuvent, selon certaines études étrangères, renforcer les stéréotypes sexuels, encourager l’ignorance et le préjudice envers l’autre sexe, accentuer les différences dans l’éducation…. Le choix n’est sans doute pas dans des classes totalement séparées garçons-filles et le maintien de classes mixtes sans réflexion sur le vivre ensemble et les démarches pédagogiques à mettre en œuvre.

Il faut sans doute dans certaines disciplines, certains apprentissages, organiser des activités pour toute la classe et des activités séparées par sexe pour mieux prendre en compte dans le cadre d’une pédagogie différenciée les rythmes et les approches de chacun. On l’a vu en France, dans le cadre des cours d’éducation physique et des cours d’éducation sexuelle, il est possible de prévoir des groupes non mixtes.

La classe de 4e de collège est la classe où la différence de maturité entre filles et garçons apparaît le plus souvent comme la plus importante, où la crise d’identité masculine est la plus présente. Il faut donc pour éviter de « faire perdre la face » à des garçons rencontrant des difficultés, d’éviter par des interrogations orales au tableau de rendre public les insuffisances des plus faibles. Il faut veiller à équilibrer les interactions, les interrogations dans la classe pour que ne se forme pas un groupe de garçons qui comme le disent souvent les enseignants, se désintéressant d’un cours qui ne les intéressent pas, en n’arrêtant de regarder par la fenêtre ou en ne restant pas à leur place. Cette classe de 4e qu’on peut qualifier de « tous les dangers », car elle est la classe de l’adolescence, de l’orientation, où se développent parfois l’absentéisme et le décrochage scolaire masculin, il est nécessaire de réfléchir à une bonne mixité des enseignants y intervenant. Il faut veiller, en particulier, à ce que les enseignants de ce niveau ne soient pas exclusivement des femmes.

Il m’apparaît également indispensable d’avoir des réunions sur l’orientation filles-garçons séparées pour leur présenter la richesse des métiers possibles et pouvoir travailler spécifiquement sur les questions liées aux difficultés d’orientation des garçons , notamment de ceux en échec scolaire.

Il faudrait sans doute développer des campagnes pour expliquer aux garçons qu’ils peuvent être enseignants, médecins, juges, assistants sociaux, autant de professions où la faiblesse du nombre d’hommes peut poser problème demain à la société. …..

Mes fonctions m’amènent à suivre la scolarité en formation professionnelle des professeurs des écoles reçus au concours et effectuant leur stage dans les départements de l’académie de Créteil. Parmi les reçus, il y a environ 16% de garçons. Or, au moment du jury de titularisation, parmi les jeunes stagiaires perçus comme en difficulté, il y a 55% de garçons pour 45% de filles.

Visiblement, au vu de ces chiffres, les garçons ne sont pas bien reçus dans toutes les écoles par leurs collègues femmes, alors qu’il y aurait lieu de se féliciter de la diversification des personnels intervenant devant les élèves, notamment pour travailler à éviter les échecs des jeunes garçons à l’école primaire. Il y a dans ce domaine un effort à faire pour que l’égalité et la diversité de genre garçons-filles soient une réalité parmi les enseignants permettant ainsi de mieux donner des repères identitaires aux jeunes.

Ces difficultés à pouvoir s’insérer pour un stage dans une entreprise pour obtenir un diplôme professionnel pèsent sur l’estime et l’image de soi que peuvent avoir d’eux-mêmes les garçons. Ils disent ne pas être jugés pour ce qu’ils sont réellement, mais par rapport à des préjugés les dévalorisant par rapport aux filles.

Il n’est pas étonnant que de telles réalités donnent « du grain à moudre » à certaines idéologies condamnables rabaissant l’image de la femme et visant à exacerber et à survaloriser les comportements virils. Pour combattre ces idéologies, et c’est une nécessité, il faut non seulement le dénoncer, mais s’attaquer vraiment à la racine des maux, en ayant soin de faire que dans tous les domaines de la vie quotidienne, il y ait une vraie égalité homme/femme.

Il n’est pas possible d’avoir pour une société plus de 100 000 garçons sortant en échec scolaire du système éducatif.

La République se doit dans les années qui viennent de sauver les garçons, sinon ses valeurs d’égalité apparaîtront pour des pans entiers de la société comme des paroles sans sens et non des actes, donnant ainsi des armes à certains groupements pour combattre y compris par la violence, notre modèle de société démocratique et remettre en cause l’égalité des droits des filles et des garçons.

Résoudre l’échec scolaire précoce massif des garçons, c’est redonner de l’ESPOIR et du sentiment commun d’appartenance à des jeunes en crise, en quête, d’identité. Quel beau défi pour une société !