Mädchen und Jungs lernen getrennt erfolgreicher


[DerWeste, 02.10.2009]

Hagen. An der Gesamtschule Eilpe werden seit vielen Jahren Mädchen und Jungs in einigen Fächern getrennt unterrichtet. Rektor Jürgen Eckervogt sagt, die Schule habe damit gute Erfahrungen gemacht.

Ja, wo sind wir denn hier? Zurück in der Vergangenheit? Sind wir hier in einer erzkonservativen Schule, in der Jungen und Mädchen, der Schamhaftigkeit wegen, getrennt unterrichtet werden? Überwiegen hier Prüderie und Puritanismus?
Nichts von alledem. Und doch herrscht an der Gesamtschule Eilpe seit 15 Jahren das Prinzip der „Monoedukation” oder, wie Rektor Jürgen Eckervogt (59) sich lieber ausdrückt, der „reflexiven Koedukation”. Hinter den Wortungetümen verbirgt sich tatsächlich der Bruch mit einer Selbstverständlichkeit: Schüler und Schülerinnen werden in Eilpe - zwar nur in ausgewählten Fächern und in einigen Jahrgangsstufen - in getrennten Klassen unterrichtet.

Technik, Sport, Informatik

Genau gesagt sind es der Technikunterricht in den Klassen 5 und 7, der Sportunterricht in den Klassen 7 und 8 sowie der Informatikunterricht in den Klassen 8 bis 10, in denen Jungen und Mädchen verschiedene Räume aufsuchen. Man habe damit beste Erfahrungen gemacht, so Eckervogt. Denn in den genannten Kursen und Altersstufen würden die Mädchen beim gemeinsamen Unterricht von den Jungen dominiert. Im Sport gaffen die Jungs zu den Mädchen rüber und produzieren sich in Halbstarkenmanier, beim Sägen, Feilen und Hämmern schnappen sie den zaghaften Mädchen die Werkzeuge weg, vor dem Computer okkupieren sie Maus und Tastatur und degradieren die vorsichtigen Schülerinnen zu bloßen Zuschauern.

Der getrennte Unterricht, die Monoedukation, kommt jedoch nicht nur den Mädchen zugute. Wenn sie unter sich sind, können sich auch die Jungen erst richtig entfalten - etwa in Mannschaftssportarten, in denen es rustikal zugeht. „Stimmt, da mussten wir keine Rücksicht auf die Mädchen nehmen”, berichtet Florian Krick (15), der mittlerweile die zehnte Klasse besucht. Und Ruben Schwarzelmüller (16) ergänzt: „Dann konnte es, etwa im Sprint, auch mal nach Leistung gehen. Das ist ja sonst, wenn Mädchen dabei sind, schwierig zu benoten.”

Sport: Tanzen und Turnen für Mädchen

Die Mädchen wiederum genossen es, während des Sports unter sich zu bleiben. Solch ein Schutzraum ist den Schülerinnen im siebten und achten Schuljahr wichtig. „Wir haben getanzt und an Geräten geturnt”, so Aileen Metz (15).

Man müsse den getrenntgeschlechtlichen Unterricht auf jeden Fall sehr gezielt einsetzen, so Rektor Eckervogt: „Wir wollen ja keine konsequente Trennung.” Gemeinsamer Unterricht müsse die Regel bleiben, sonst fehle Jungen wie Mädchen die Möglichkeit zur Anpassung und gegenseitigen Rücksichtnahme. Aber in den ausgewählten Fächern würden beide Seiten von der „Monoedukation” profitieren. Jungen seien in einem bestimmten Alter nun mal risikofreudiger und offensiver: „Die nehmen alles in die Hand und machen alles. Das würden Mädchen nie tun.”

Doch an der Schwelle zur Oberstufe gelten andere Kriterien. Das Machogehabe der Jungen wird nicht mehr goutiert, sie fallen leistungsmäßig immer weiter hinter die Mädchen zurück. „Mädchen sind fleißiger und zielstrebiger, nicht klüger”, sagt Eckervogt. „Jungen stehen sich dagegen oft selbst im Weg. In dieser Phase sind sie die Verlierer.” Getrennter Unterricht mache in den höheren Klassen keinen Sinn mehr.

Anderes Klima im Klassenraum

Das sehen die Jugendlichen wohl genauso. Mit Mädchen zusammen herrsche ein ganz anderes Klima im Klassenraum, so Ruben Schwarzelmüller: „Dann ist mehr Leben in der Bude.”

Nein, die Eilper Gesamtschule befindet sich nicht auf dem Weg zurück. Auch eine Koch AG gibt es hier.
Nur für Jungs.