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Keine Männer in der Volksschule


[Kleine Zeitung, 05.05.2010]

Nur 8,1 Prozent der Volksschullehrer sind männlich. Diesen Umstand diskutierten am Mittwoch Bildungsexperten im Sacre Coeur in Graz.

GRAZ. "Nur wo der Lehrberuf ein gutes Image hat, ist die Qualität des Bildungssystems hoch", sagte Andreas Salcher in Anlehnung an den Wissenschaftler Howard Gardner. Doch würden oft nicht die Besten zur Lehrerausbildung zugelassen, sondern es regiere Mittelmäßigkeit. Das mache den Beruf für Männer nicht attraktiv.

Landesschulrats-Vizepräsidentin Elisabeth Meixner hat eine Studie in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse: "Der Beruf hat ein verweiblichtes Image, Interessenten fürchten Wartelisten, die Entlohnung ist niedrig."

Evelyn Lindner, Direktorin der VS Graz-Waltendorf, erzählte: "Einer unserer männlichen Lehrer fühlt sich schon einsam im Lehrkörper." Eine "vaterlose Gesellschaft" beklagt Gottfried Hofmann-Wellenhof. Und Psychologe Alois Kogler sagt: "Buben haben eine andere, für Männer verständlichere Kommunikation."

Initiiert wurde die Diskussion von Arne Öhlknecht und Jürgen Pucher vom Verein für Familien- und Gesundheitsmanagement.

Volksschullehrer fürchten um männliche Identität


[Der Standard,15. März 2010]
Und den Vorwurf der Pädophilie - Geld allein kann nicht mehr Männer in Beruf bringen

Wien - An Volksschulen unterrichten zu 89,6 Prozent Frauen. Warum sich nur so wenige Männer für diesen Beruf entscheiden, zeigt eine Studie von Karin Plattner von der Pädagogischen Hochschule Tirol in der Zeitschrift "Erziehung und Unterricht". Zur Anhebung der Männerquote müsste sich demnach vor allem das Image des Berufs bessern. Derzeit leiden Volksschullehrer nämlich unter der Sorge, ihre männliche Identität zu verlieren. Außerdem glauben sie, sich gegen den Vorwurf der Pädophilie verteidigen zu müssen.

Plattner hat in 30 psychologischen Tiefeninterviews bewusste und unbewusste Einstellungen von Volksschullehrern zu ihrem Beruf abgefragt. Dass so wenige Männer als ersten Beruf jenen des Volksschullehrers wählen, dürfte auch mit dem Alter für die Berufsentscheidung zu tun haben. Zu diesem Zeitpunkt würden diese "noch voll in ihrer Identitätsfindung stecken". Dementsprechend würden unmittelbare Maßnahmen zum Beispiel über Änderungen im Gehaltssystem "zu kurz greifen", Volksschullehrer müssten auch mehr Wertschätzung erfahren.

"Angst vor Verweiblichung"

Die Studie zeigt, dass engagierte Volksschullehrer oft Dinge tun, die "als weiblich" gelten, etwa Märchenerzählen oder das Spielen mit Fingerpuppen. "Die pädagogische Arbeit, die ein Volksschullehrer leistet, wird leider oft nur von den Müttern geschätzt", beklagt ein Befragter. Die Volksschullehrer versuchen dieser "Angst vor Verweiblichung" durch mehr Strenge und Regeln zu begegnen. Sie glauben, dass von Männern in ihrem Beruf auch mehr Autorität und Konsequenz in der Kindererziehung erwartet wird. Von ihren weiblichen Kolleginnen werden sie für ihren distanzierteren Umgang mit den Kindern laut den Interviews sogar beneidet. Hinter dieser Distanz dürfte allerdings auch die Angst stecken, der Pädophilie bezichtigt zu werden. "Wenn Kinder zu stark meine Nähe suchen und sich richtig anlehnen, dann komme ich manchmal in Bedrängnis", so ein Volksschullehrer.

"Mehr gesellschaftliche Wertschätzung"

In fast allen Interview sprechen die Befragten von der "Berufung zum Lehrberuf", sie identifizieren sich voll mit ihrer Arbeit. Offenbar sind die Freiräume - große Eigenverantwortlichkeit, freie Zeiteinteilung und die Möglichkeit, sich über Hobbys oder Zweitberuf zu verwirklichen - Grund genug, trotz geringer Aufstiegsmöglichkeiten langfristig in diesem Berufsfeld zu bleiben. Volksschullehrer pendeln stark zwischen "dem Wunsch nach mehr gesellschaftlicher Wertschätzung und dem Genuss großzügiger Freiraumgestaltung", so Plattner, und glauben oft, sich rechtfertigen zu müssen. So sagt einer der Interviewten: "Ich schäme mich nicht, dass ich Volksschullehrer bin, obwohl ich es nicht offen sagen würde." (APA)

Neuer Abschluss macht Lehrerberuf attraktiver

[Die Presse, 06.08.2009]

ERICH WITZMANN

Die Rektorinnen der Pädagogischen Hochschulen sehen die Aufnahmekapazitäten für die Pflichtschullehrer-Ausbildung als erschöpft an. "Die Bachelor-Regelung greift jetzt", sagt Rektorin Ulrike Greiner.

WIEN. „Wir sind alle überrascht worden.“ Dagmar Hackl, Rektorin der Pädagogischen Hochschule (PH) Wien, war auf den Ansturm zu den Lehrerhochschulen nicht vorbereitet. Etwa 800 Anmeldungen liegen vor, 400 bis 450 Studienanfänger kann sie nehmen. Für mehr reicht die Kapazität nicht.

An der Kirchlichen PH Wien/ Krems (KPH) wird die Zahl der Studienanfänger gleich um 50 Prozent steigen (im Vergleich zum Studienjahr 2007/08). „Der Bachelor greift jetzt“, sagt Rektorin Ulrike Greiner. Im Oktober beginnt das dritte Jahr der auf Bachelor-Niveau angehobenen Ausbildung. Es gibt einen akademischen Abschluss und die Möglichkeit, an der Universität ein Masterstudium anzuschließen. Nach einem Kooperationsvertrag der KPH mit der Uni Wien müssen Absolventen ein einsemestriges Übergangsmodul nachholen, dann liegt die Berechtigung zum Masterstudium Bildungswissenschaft vor.

Rektorin Greiner weist aber auch auf den prognostizierten Lehrerbedarf in drei bis fünf Jahren hin. „Es ist kein Beamtenjob mehr, es ist aber ein relativ sicherer Job.“ Schließlich registriert Greiner auch eine höhere Anzahl an Studieneinsteigern, die schon im einem Job tätig waren oder die von der Uni an die PH wechseln.

Chancen in der Hauptschule

Der größere Ansturm betrifft das Volksschullehramt. Deswegen werden Interessenten auf die neuen Chancen in der Hauptschule aufmerksam gemacht, auf ein Upgrading im Rahmen des Schulversuchs Neue Mittelschule und auf das künftige neue Dienstrecht. Einen Studienplatz werden übrigens alle erhalten, die jetzt die Aufnahmetests schaffen.

Auch Dagmar Hackl sieht die Jobgarantie und die Akademisierung der Pflichtschullehrerausbildung als die Hauptargumente für den unerwarteten Andrang. Und auch die aufgehobenen Studiengebühren seien da zu nennen. An ihrer PH müssen alle Interessenten je einen Tag in einer Volksschule, Hauptschule, Sonderschule und AHS verbringen. „Darauf entschieden sich im Vorjahr rund 20 Prozent für einen anderen Beruf.“ Da es nach Ende der Aufnahmetests im September voraussichtlich noch immer zu viele Bewerber sein werden, wird sich die endgültige Zulassung nach den Ergebnissen dieser Tests richten müssen.

Die Wiener Probleme gibt es an der FH Tirol nicht. „Bei uns kommen diese Trends mit einem Jahr Verzögerung“, sagt Vizerektor Georg R. Thaler. Man rechnet nach den Anmeldungen mit einer Steigerung um zehn Prozent. „Die PH platzt aus allen Nähten, für mehr Studierende würden wir mehr Ressourcen brauchen“, sagt Thaler.

Die Werbekampagne, die Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) jetzt starten will, wird in Innsbruck begrüßt. In manchen Tiroler Bezirken treten in den nächsten vier Jahren 50 Prozent der Lehrer in den Ruhestand. In Wien hofft man, dass die Kampagne zur Qualitätssteigerung verhilft. „Sie soll die Besten für uns interessieren“, sagt Ulrike Greiner, „sie soll vor allem auch Männer ansprechen und Leute mit einer anderen beruflichen Praxis“. Derzeit sind zwei Drittel der Lehrer weiblich, an den Volksschulen sogar 89 Prozent. Bei den Direktorenposten sind hingegen 50 Prozent von Männern besetzt.

Greiner glaubt, dass der Lehrerberuf nun auch für männliche Interessenten attraktiver wird. War früher die „Liebe zum Kind“ das ausschlaggebende Motiv für den Beruf, so werden jetzt auch das sachliche Interesse und die Möglichkeit zum Umstieg auf die Uni ins Treffen geführt. Nach ihrer Schätzung wechseln derzeit nur etwa 70 Prozent der Absolventen in den Schuldienst, 30 Prozent überlegen ein weiteres Studium oder einen Job in der Wirtschaft. Meinung S. 27

Equally prepared for life [2009]




HOW 15-YEAR-OLD BOYS AND GIRLS PERFORM IN SCHOOL
PISA (Programme for International Student Assessment)




"Frauen und Männer gleichermaßen geeignet"


[29. April 2009]

Viel zu wenige Männer interessieren sich für den Lehrberuf beklagt Dagmar Hackl, Direktorin der PH Wien, im derStandard.at-Interview

Der männliche Lehrer war in früheren Zeiten fast eine Institution, heute sieht man jedoch vergleichsweise wenige von ihnen in den Klassenzimmern. Besonders der Unterricht an Volksschulen ist mittlerweile von Frauen dominiert. Eine Entwicklung, der man an der Pädagogischen Hochschule Wien gegensteuern will. Deshalb stand auch der diesjährige Informationstag unter dem Motto "Männer in den Lehrberuf". Dagmar Hackl, Direktorin der PH Wien, ist überzeugt: "Frauen und Männer sind für diese Arbeit im gleichen Maße geeinigt". Im Interview mit derStandard.at spricht sie über den mangelnden Status des Berufsbildes, der viele Männer abschreckt.


***

derStandard.at: Warum bemühen Sie sich an der PH Wien konkret Männer anzusprechen?
Hackl: Wir haben viel zu viele weibliche Volksschullehrerin. Das ist ein Problem, da wir in der Gesellschaft auch das gleichberechtigte Bild von Männern und Frauen widerspiegeln wollen. Kinder sollen sich auch schon in der Grundschule mit beiden Geschlechterrollen auseinandersetzen können. Derzeit gibt es viel zu wenig Männer, die Volksschullehrer werden wollen. Bei uns sind es 7 bis 9 Prozent. Im Hauptschulbereich sind es etwas mehr: 15 bis 17 Prozent der Studierenden sind männlich. Nach unsererem Informationstag speziell für Männer haben sich die Anmeldungen für den Hauptschulbereich erhöht. Bei den Anmeldungen für die Grundschule haben wir hingegen nur eine mehr als im vorigen Jahr.

derStandard.at: Haben Sie eine Erklärung dafür, warum der Lehrberuf für Männer wenig attraktiv zu sein scheint?
Hackl: Es ruft jedes Arbeitsfeld geschlechterspezifische Bilder in der Gesellschaft hervor. In den letzten Jahren hat es eine sehr große Feminisierung vieler Berufsfelder gegeben, wenn man etwa an die Pflegeberufe oder auch an den Beruf der Volksschullehrerin denkt. Da haben sich Stereotype entwickelt, die die Verweiblichung dieses Berufsbildes mit sich gebracht haben. Die Arbeit mit jungen Kindern ist eine, die mehr den Frauen zukäme, wird angenommen. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass eine gewisse Statusminderung dieser Berufe bei der männlichen Bevölkerung präsent wird. Sehr stark männlich dominierte Berufe sind traditionell immer mit dem Status der Kraft und Wichtigkeit verbunden. Daher glaube ich, dass die Attraktivität des Lehrberufs sehr unter diesen Gesellschaftsbildern, die entstanden sind, leidet. Gerade die Arbeit mit jüngeren Kindern ist aber einer der wichtigsten Bereiche in unserem Schulsystem, in dem sehr professionell agiert wird. Frauen und Männer sind für diese Arbeit im gleichen Maße geeignet.

derStandard.at: Scheitern männliche Bewerber vielleicht eher an den Aufnahmeverfahren?
Hackl: Es kommt erst gar nicht zu diesem Zugang, denn sie bewerben sich fast gar nicht. Wenn, dann ausschließlich für die Arbeit mit älteren Kindern, also ab 10 oder 14 Jahren. Der Männermangel betrifft vorwiegend die Grundschule. Wir brauchen auch hier Männer, die diesen Beruf anstreben.

derStandard.at: Sind es nur Berührungsängste oder ist die Tatsache, dass so wenige Männer an dem Beruf interessiert sind, vielleicht auch eine Gehaltsfrage?
Hackl: Ich glaube, weil gerade in diesem Bereich Männer und Frauen gleich bezahlt werden, gibt es hier keine geschlechterspezifischen Unterschiede. Es gibt ein Einstiegsgehalt, dass sich junge Akademiker männlichen Geschlechts vielleicht nicht erwarten, wobei natürlich im derzeitigen Dienstrecht und Gehaltsschema die Steigerung schon so ist, dass nach einigen Jahren sicherlich auch eine sehr gute Position erreicht werden kann. Natürlich werden Akademiker, die in der AHS unterrichten, höher bezahlt. Aber der Unterschied ist nicht so eklatant, dass man meinen müsste, dass er stark ins Gewicht fällt.
Ein großes Problem in diesem Bereich ist eher, dass es fast keine Karriereverläufe gibt. Es ist sehr schwierig jungen Männern zu erklären, wie ihre Karriere aussehen kann. Viele möchten oft nicht für immer an der Volksschule bleiben. Sie wollen sich entwickeln und da haben wir in diesem Schulsystem zu wenige Ansatzpunkte.

derStandard.at: Was könnte man außer Bewusstseinsbildung noch tun, um den Lehrberuf für Männer attraktiver zu machen?
Hackl: Ich glaube, dass man darauf hinweisen muss, dass gerade das Berufsfeld der Volksschullehrer und Volksschullehrerinnen das Wesentlichste ist, weil hier alles anfängt. Eine hohe Professionalisierung, das große Know-How, das diese LehrerInnen haben müssen, ist die Grundlage für jede weitere Schullaufbahn. Es muss klargemacht werden, dass der Beruf der Volksschullehrers genaus professionell ist und ebenso gewertet werden muss wie der der LehrerInnen an den AHS. Das ist eine gesellschaftspolitische Entwicklung, die wir vorantreiben müssen. Dann wird sich das Problem des Lehrer-Mangels auch mit der Zeit geben. Österreich liegt bei den Quoten zwar im unteren Drittel, aber der unterdurchschnittliche Männer-Anteil bei den LehrerInnen ist ein weltweites Problem.

derStandard.at: Aus welchen Beweggründen entscheiden sich denn dann doch manche - wenn auch wenige - Männer für die Ausbildung zum Volksschullehrer?
Hackl: Zwei, mit denen ich gesprochen habe, hatten vorher schon mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet. Sie sind im Laufe ihrer persönlichen Arbeit draufgekommen, dass sie sehr gerne auch schon mit kleineren Kindern arbeiten würden. Vorher haben sie gedacht: "Das ist nichts für Männer" und sind dann im Laufe der Zeit draufgekommen, wie erfüllend die Arbeit mit kleineren Kindern ist. Einige andere, die sich jetzt für die Ausbildung zum Volksschullehrer interessieren, haben hingegen von vornherein gesagt: sie wollen das einfach, weil sie meinen, dass sie dort richtig in ihrer Berufswahl sind.

derStandard.at: Hat der Lehrer-Streit Auswirkungen auf die Bewerber-Zahlen?
Hackl: Wir stellen fest, dass wir mehr Voranmeldungen haben als voriges Jahr. Die, die dieses Studium jetzt beginnen werden in drei, vier Jahren in den Beruf gehen. Dann werden wir einen starken Lehrermangel haben. Deshalb haben sie mit großer Wahrscheinlichkeit gute Jobchancen, die fast schon eine Jobgarantie sind.
(Teresa Eder/derStandard.at, 3.5.2009)

Männliche Lehrer gesucht


[Wien.orf.at, 20.03.2009]
 
In den Volksschulen unterrichten zehnmal mehr Frauen als Männer. Auch in den Hauptschulen gibt es deutlich mehr Lehrerinnen. Die Pädagogische Hochschule Wien will das nun ändern und mehr Männer in die Klassen holen.
 
Ausstellung soll Männerberufe hinterfragen


In den heimischen Volksshulen gibt es rund 4.000 Lehrinnen, aber nur nur 400 männliche Kollegen. Auch an den Hauptschulen sieht die Situation ähnlich aus, dort ist das Verhältnis Frauen-Männer 70 zu 30.

In der Pädagogischen Hochschule in Favoriten hätte man gerne mehr männliche Anwärter auf den Lehrerberuf. Aus diesem Grund ist dort eine Ausstellung eröffnet worden, die das Interesse von Männern für den Lehrerberuf wecken soll. In dieser werden klassische Männerberufe thematisiert und hinterfragt.
Für die Entwicklung der Schüler wäre es wichtig, dass sie von Erwachsenen Vorbildpersönlichkeiten beiderlei Geschlechts unterrichtet werden, ist Dagmar Hackl, Rektorin an der Pädagogischen Hochschule, überzeugt.

"Nicht so gut bezahlt und prestigeträchtig"

Derzeit studieren fünf mal mehr Frauen als Männer an der Hochschule. Dass es so wenige Männer sind, habe auch mit wirtschaftlichen Erwägungen zu tun, glauben viele.

"Das Volksschullehramt ist leider nicht so gut bezahlt und auch nicht so prestigeträchtig", meint Jens-Frederik Maier, der die Ausbildung zum Volksschullehrer absolviert. "Es ist ein atypischer männlicher Beruf", ergänzt seine Mitstudentin Barbara Murth.

Die Pädagogische Hochschule schließt man nach frühestens sechs Semestern mit dem Bakkalaureat ab und kann sich danach um eine Stelle als Pflichtschullehrer an einer Volks-, Haupt- oder Sonderschule bewerben. Die Voranmeldung für das Wintersemester 2009/10 läuft jedenfalls.

Volksschullehrer verzweifelt gesucht

[Kurier, 13.03.2009]

Die Pädagogische Hochschule Wien wirbt mit der Ausstellung "Ich, Boy, 19, suche ..." verstärkt um männliche Studenten.

Lediglich zehn Prozent der derzeit in Ausbildung stehenden Volksschullehrer der Pädagogischen Hochschule Wien sind männlich. Für die Entwicklung von Schülern und Schülerinnen sind jedoch erwachsene Vorbild-Persönlichkeiten beiderlei Geschlechts wichtig. In der Realität ist der Lehrberuf aber "weiblich" – aus verschiedensten Gründen.

Um dem entgegenzuwirken steht der heurige Informationstag (19. März) unter dem Motto "Männer in den Lehrberuf". Neben der Präsentation der verschiedenen Studienangebote, wird auch die von Universitätsprofessor Herbert Lachmayer von der Abteilung für Experimentelle Gestaltung der Kunstuni Linz inszenierte Ausstellung "Ich, Boy, 19, suche ..." eröffnet (erste Führung um 10 Uhr).


Reflexion über Männerbilder

Die Reflexion über Männerbilder soll unter anderem durch Installationen in einem speziell mit Teppichen gestalteten Raum angeregt werden. Zu sehen ist die Ausstellung bis 30. April 2009, Montag bis Freitag von 8.00 bis 19.00. Führungen nach Terminabsprache bei Christine Hahn, christine.hahn@phwien.ac.at
 

Informationstag der PH Wien:
Donnerstag, 19. März 2009, 8–17 Uhr
Pädagogische Hochschule Wien
Grenzackerstraße 18, 1100 Wien

"Ausgrenzen, Mobben und Zuwendungsentzug"


[derStandard, 25. Juni 2008]

Mädchenklassen bringen "Mädchenkonflikte" - Warum ein Abgehen von der Koedukation trotzdem gut sein kann, erklärt Direktorin Schrodt im derStandard.at-Interview

Die AHS Rahlgasse im sechsten Bezirk von Wien war das erste Mädchengymnasium Wiens, seit 1978 können auch Buben die Schule besuchen. Entsprechend bemüht ist man daher, geschlechtssensibel und gendergerecht zu unterrichten. Zwei Mal gab es seither an dieser Schule den Versuch wieder Mädchenklassen zu etablieren - zwei Mal ist der Versuch gescheitert. Kann der Unterricht in geschlechtergetrennten Klassen funktionieren? Ist das der richtige Weg, um die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Gesellschaft zu stärken? derStandard.at hat mit Direktorin Heidi Schrodt über ihre Motivation, geschlechtssensible Pädagogik im Unterricht zu verankern, gesprochen. Die Fragen stellte Teresa Eder.

***
derStandard.at: In der AHS Rahlgasse gab es sowohl in den Jahren 1994 bis 1996 als auch 2002 bis 2004 den Versuch eine Mädchenklasse zu etablieren – warum sind diese Versuche beide Male gescheitert?

Schrodt: Wir haben nicht mit so massiven Widerständen gerechnet - vor allem von außen. Schon in der Einführungsphase war der damalige Stadtschulratspräsident Scholz vehement dagegen. Er hat gesagt, dass er diesem reaktionären Unsinn niemals zustimmen wird. Heute sieht er das allerdings ganz anders. Ab dem zweiten Schuljahr gab es auch innerhalb der Schule Widerstand. Die Mädchenklasse wurde sowohl von Mädchen als auch Burschen der Parallelklassen als „Hurenklasse“ beschimpft.

derStandard.at: Wie erklären Sie sich die Abwehrhaltung der Parallelklassen?

Schrodt: Die Mädchen aus der Mädchenklasse waren sehr selbstbewusst durch den Unterricht. Es ist bekannt aus der Koedukations-Forschung, dass die Räume in Schulen und an öffentlichen Plätzen hauptsächlich von Buben besetzt werden. So war es auch bei uns an der Schule. Plötzlich haben sich aber die Mädchen aus der Mädchenklasse ihren Raum genommen und Gänge besetzt. Sie sind dadurch wahrgenommen worden in ihrem Selbstbewusstsein.Die negativen Etikettierungen waren der Grund, warum wir das Projekt nicht fortgesetzt haben. Es war ein gemeinsamer Entschluss, auch wenn ein Teil der Eltern und Schülerinnen eigentlich weitermachen wollte.

derStandard.at: Warum haben Sie es dann im Jahr 2002 noch einmal probiert?

Schrodt: Die zweite Mädchenklasse hat sich ergeben, weil so viele Mädchen Französisch gewählt haben. Damals haben wir diesen Umstand, dass nur Mädchen in der Klasse sind, nicht speziell thematisiert und als Programm deklariert. Es gab weniger Gerede, es ist aber auch nicht so viel weitergegangen.

derStandard.at: Worin hat sich der Unterricht in der Mädchenklasse von jenem in anderen Klassen unterschieden?

Schrodt: Es gab eine Menge fächerübergreifender Projekte, die Mädchen haben zum Beispiel Frauenhäuser besucht und in allen Fächern wurden Frauenthemen behandelt.

derStandard.at: Wie kann man im Physik-Unterricht Frauenthemen unterbringen?

Schrodt: Das ist nicht schwierig. Es gibt genügend interessante Physikerinnen.

derStandard.at: Wie hat sich der Unterricht auf die Mädchen ausgewirkt?

Schrodt: Wie gesagt, sie waren sehr selbstbewusst. Die Leistungen waren sehr gut, auch die Teamarbeit. Das hat sich bis zur Maturaklasse fortgesetzt. Die Klasse war sehr schön gestaltet. Irgendjemand hat einmal gesagt, dass es dort wie in einem verlängerten Mädchenwohnzimmer aussieht.Was allerdings auch zu Tage getreten ist, sind Mädchenkonflikte. Die waren zwar nicht häufiger als im normalen Schulalltag - aber dadurch dass die Störungen von Buben meistens so offensichtlich sind, dass man andere Konflikten leicht übersieht, sind sie natürlich in der Mädchenklasse besonders aufgefallen. Dieses Ausgrenzen, Mobben und der Zuwendungsentzug, den es unter Mädchen oft gibt, war auf einmal am Tisch. Da haben auch wir Lehrerinnen viel dazugelernt.

derStandard.at: Nachdem der Versuch beendet worden ist, sind Buben in die Klassen gekommen. War das ein Problem?

Schrodt: Ja, das war zum Teil ein Problem, vor allem bei der ersten Mädchenklasse. Die selbstbewussten Mädchen haben nicht akzeptiert, dass da jemand kommt und das Kommando übernehmen will. Da musste im Unterricht sehr viel gearbeitet werden. Es war für die Buben aber auch nicht leicht, weil sie in eine deklarierte Mädchenklasse gekommen sind.

derStandard.at: Die Projekte haben nicht so funktioniert, wie sie sollten. Kann man daraus ableiten, dass geschlechtergetrennter Unterricht nicht zielführend ist?

Schrodt: Nein, es gibt sicherlich Phasen, wo das Sinn macht. Vor allem in der Pubertät ist es gut, wenn man geschlechtshomogene Räume schafft. Es sollte nur niemals ausschließlich sein. Ich bin nicht für getrennte Schulen und grundsätzlich eine Befürworterin der Koedukation. Es muss aber möglich sein, Räume zu schaffen, wo Mädchen und Buben für sich sein können.

derStandard.at: Diese geschützten Räume - wozu sind sie gut?

Schrodt: In einem koedukativen Zusammenhang ist es zum Beispiel sehr schwierig Burschen vom „Cool-Sein“ wegzukriegen. „Cool-Sein“ ist eine wichtige Metapher. Das Unterricht-Stören und das Freche ist positiv besetzt. Ein cooler Bursch ist umso akzeptierter, je mehr von diesen Verhaltensweisen er zeigt. Das gilt für Mädchen nicht. Wenn Buben dieses Verhalten ablegen sollen, dann verlieren sie an Renommee und das zu thematisieren, ist in einer reinen Bubengruppen leichter. Wenn man ausschließlich in geschlechtshomogenen Gruppen arbeitet, kann sich solches Verhalten allerdings auch verstärken. Wir hatten auch einmal eine reine Bubenklasse an der Schule – da haben alle ein besonders lautes und rüpelhaftes Verhalten an den Tag gelegt.

derStandard.at: Welche Konsequenzen haben sie aus den Projekten rund um die „Mädchenklassen“ gezogen – wie gestaltet sich der geschlechtssensible Unterricht jetzt an Ihrer Schule?

Schrodt: Wir wissen jetzt, dass Ausgewogenheit sehr wichtig ist. Es muss auch Maßnahmen geben, wo die Kategorie Geschlecht nicht thematisiert wird. Andererseits gibt es bei uns nach wie vor Fächer, wo geschlechtergetrennter Unterricht stattfindet: Werken zum Beispiel. Bei uns kann man nicht wählen zwischen textilem oder technischem Werken. So wird das textile Werken nicht automatisch als etwas Weibliches festgesetzt und die Buben können sich in einem geschützten Rahmen damit auseinandersetzen. Das Pflichtfach „Lernwerkstatt“, das wir vor 13 Jahren eingeführt haben, wird auch getrennt unterrichtet. Dieses Fach dient – vereinfacht gesagt – dazu, forschen zu lernen.
Als weitere Maßnahme haben wir Streithelferinnen und Streithelfer aber auch Gleichberechtigungsbeauftragte unter den Schülerinnen und Schülern. Diese Funktionen sind auch bei Buben sehr beliebt. Wenn man Angeboten für Buben macht, dann sollte man darauf schauen, dass es prestigeträchtig ist und nicht nach Sozialarbeit riecht. Zusätzlich bieten wir eigene Mädchen-Sprechstunden, Selbstverteidigungskurse und Gender-Tage an. An diesen Tagen sind die Klassen in Workshops eingeteilt. Mädchen können zum Beispiel Mopeds repariert oder Bäume bei einem Förster fällen. Bei den Burschen war letztes Mal ein Vater, der in Karenz war und über seine Erfahrungen bei der Geburt und der Schwangerschaft gesprochen hat. Einige Buben waren im Hort oder Kindergarten arbeiten, zwei davon haben jetzt mit Kindergartenpädagogik begonnen.

derStandard.at: Sie sind in der Expertenkommission für die Neue Mittelschule von Bundesministerin Claudia Schmied. Inwiefern spielt bei diesen Beratungen geschlechtssensible Pädagogik eine Rolle?

Schrodt: Ich muss es ganz stark einbringen. Diese Kategorie wird leider noch nicht automatisch miteinbezogen wie zum Beispiel in Schweden. Als erstes müsste die Lehrerausbildung reformiert werden. Es kann noch so tolle Konzepte für geschlechtssensible Pädagogik geben - wenn die Lehrer nicht das Bewusstsein dafür haben, hilft das alles nichts. (Teresa Eder/derStandard.at, 24.6.2008)

Link
AHS Rahlgasse Zur Person Heidi Schrodt hat Germanistik und Anglistik an der Universität Wien studiert. Seit 1992 ist sie Direktorin an der AHS Rahlgasse im sechsten Wiener Gemeindebezirk. Zahlreiche Publikationen insbesondere zu Gender- und Koedukationsfragen. 2005 erhielt sie den Wiener Frauenpreis. Schrodt über sich selbst: "Ich bezeichne mich gerne als Feministin."

Medizin-Tests: Wissenschaftlerinnen für Koedukation, "aber manchmal hilft Trennung"

[dieStandard.at, 29. Mai 2008]


Brinek, Schroeder und Pellert: Genderthematik kaum in LehrerInnen-Ausbildung verankert - Auch positive Diskriminierung für Männer im Volksschulbereich denkbar


Wien - Keine einfachen und kurzfristigen Lösungen haben Wissenschafterinnen für das schlechtere Abschneiden von Frauen bei den Aufnahmetests für das Medizinstudium parat. Einigkeit herrschte zwischen der Bildungswissenschafterin und VP-Wissenschaftssprecherin Gertrude Brinek, der Molekularbiologin Renee Schroeder und der Weiterbildungsforscherin Ada Pellert bei einem Pressegespräch am Donnerstag in Wien aber, dass in der LehrerInnen-Aus- und -Weiterbildung angesetzt werden müsse. Einem Aufnahmeverfahren für angehende Lehramts-StudentInnen stehen alle drei positiv gegenüber, Bildungsstandards könnten die Situation ebenfalls verbessern.


Bildungsstandards auch in Österreich einführen


Für die Zulassung zum Medizin-Studium werden seit 2006 verschiedene Eignungstests eingesetzt. Bei allen Tests haben Frauen dabei schlechter abgeschnitten als Männer, besonders hoch waren die Unterschiede zwischen österreichischen Frauen und österreichischen Männern, bei den deutschen BewerberInnen waren die Differenzen wesentlich geringer bzw. sogar nicht mehr signifikant.

Schroeder vermutet die Gründe für das bessere Abschneiden deutscher Bewerberinnen darin, dass es in Österreich immer geheißen habe, dass "die Noten egal sind, Hauptsache man hat die Matura". Der Eignungstest für das Medizinstudium sei dann die erste kompetitive Prüfung, während es etwa in Deutschland schon in der Schule mit Blick auf den Numerus Clausus wettbewerbsorientierter zugeht. Bildungsstandards könnten nach Ansicht aller drei Wissenschafterinnen helfen, auch in Österreich früher eine Art Wettbewerb herzustellen.

Art des Unterrichts ändern


Die Trennung der naturwissenschaftlichen Fächer in Physik, Chemie und Biologie möchte Schroeder anfangs aufheben. Auch die Art des Unterrichts müsse verändert werden: Kinder hätten kaum mehr die Möglichkeit, eigenständig Fragen zu stellen und ihre Neugier auszuleben, weil diese "ständig mit Fakten neutralisiert" werde. Das "Schrecklichste" sind für sie "Lückentests" zum Einsetzen. In den USA sei dies anders: Dort würden die Kinder weniger Fakten lernen, sondern eher, wie man damit umgehe. LehrerInnen müssten daher wissen, wie man den Kindern das Fragen beibringe - "das ist absolut genderneutral".

Ja zur Koeduaktion, aber...

Ein Abgehen von der Koedukation kommt für Schroeder grundsätzlich nicht in Frage - "aber vielleicht braucht man Stunden, wo man unter sich sein kann". Auch Pellert meinte, dass "manchmal eine Trennung hilft". Brinek betonte, dass man von einer generellen Trennung der Geschlechter abgekommen sei, obwohl etwa die Selbstdarstellung vor dem anderen Geschlecht wegfalle. Allerdings müsse man ebenso aus einer "naiven Koedukation" herauskommen, die sich darauf beschränke, Burschen und Mädchen einfach nebeneinander zu setzen.

Kein Bewusstsein für Genderfragen

In der derzeitigen Lehrerausbildung sei die Genderthematik nach wie vor nicht ausreichend verankert, verwies Brinek auf eine bereits 2001 erschienene Studie von Erika Hasenhüttl. Demnach zeigten angehende LehrerInnen kein Bewusstsein für Genderfragen und durchwegs traditionelle Vorstellungen von Geschlechterrollen. Dies werde dann auch später in der Notengebung transportiert: Wenn - wie auch die Studie der Bildungspsychologin Christiane Spiel gezeigt habe - die Mädchen für die Reproduktion klassischer Geschlechterrollen belohnt würden, sei es auch kein Wunder, wenn sie diese Chance nützen.

Positive Diskriminierung

Brinek plädiert auch dafür, aufgrund der fast vollständigen weiblichen Dominanz im Volksschulbereich zugunsten der Männer positiv zu diskriminieren. Dies könne man zur Not auch verfassungsgesetzlich absichern. (APA)



Brinek fordert getrennten Unterricht für Mädchen und Buben

[OE24.at, Wien , 22. Mai 2008]

ÖVP-Wissenschaftssprecherin Gertrude Brinek stellt den gemeinsamen Unterricht für Buben und Mädchen in manchen Fächern infrage.

Brinek nimmt im Interview mit der Tageszeitung ÖSTERREICH (Freitag-Ausgabe) die schlechten Ergebnisse von Frauen bei den Medizin-Tests zum Anlass und stellt den gemeinsamen Unterricht für Buben und Mädchen in manchen Fächern infrage: "Es sollte zwar nicht wieder zur Geschlechtertrennung kommen. Aber es soll in den Sprachen und den Naturwissenschaften Versuche für getrennten Unterricht oder für getrennte Projekte für Buben und Mädchen geben." Ein Gesetz brauche es nicht. Die Nationalrätin fordert im Gespräch mit ÖSTERREICH zudem eine bessere Vorbereitung der Schüler auf das Studium.


Ihr Pendant, SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser, zeigt sich für eine Diskussion über die Koedukation "offen": "Aber: Es gibt auch Länder mit gemeinsamem Unterricht, wo die Mädchen in den Naturwissenschaften besser sind als bei uns." Der Mandatar bevorzugt daher eine Überarbeitung der Schulbücher und Ausbildung der Lehrer, berichtet ÖSTERREICH (Freitag-Ausgabe).