Jungen an Grundschulen werden mehr gefördert

In Rheinland-Pfalz sollen künftig Jungen an Grundschulen gezielt unterstützt werden. Das Modellprojekt startet im kommenden Schuljahr. Bildungsstudien hätten gezeigt, dass gerade Jungen beim Lernen oft hinterherhinken, sagte Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD).

Für das auf drei Jahre ausgerichtete Projekt würden noch drei Ganztagsgrundschulen ausgewählt, teilte Ahnen mit. Die Konzepte zur Jungenförderung, die in diesem Zeitraum entwickelt werden, sollen dann auf andere Ganztags- und auch Halbtagsgrundschulen übertragen werden.

Nach Ahnens Angaben beträgt der Jungenanteil in Rheinland-Pfalz bei Sitzenbleibern etwa 60 Prozent. Bei Schulabbrechern belaufe sich diese Quote auf mehr als 60 Prozent. Der Anteil männlicher Abiturienten an allgemeinbildenden Schulen liegt laut Ahnen bei nur knapp 42 Prozent. Jungen würden bei Problemen eher verhaltensauffällig, besäßen oft einen stärkeren Bewegungsdrang und hätten zeitweise andere "Reifefenster" als Mädchen. All dies müsse der Modellversuch berücksichtigen.

Ahnen will mehr Männer als Grundschullehrer

Ahnen hält es für "absolut wichtig", dass mehr Männer Grundschullehrer werden, damit die Jungen mehr männliche Vorbilder haben. Ihr Anteil im Lehrerkollegium belaufe sich an Grundschulen auf weniger als 20 Prozent. Dies liegt nach Worten der Ministerin aber nicht nur an der schlechteren Bezahlung im Vergleich mit Pädagogen an Realschulen und Gymnasien, sondern auch am "stark verwurzelten Bewusstsein", dass kleine Kinder eher von Frauen zu betreuen seien.

Die FDP-Opposition im Landtag begrüßte den Modellversuch, forderte aber einen umfassenderen Ansatz, der bereits im Kindergarten beginnen müsse. Die CDU sprach von Aktionismus. Sie habe zu dem Thema eine Großen Anfrage im Landtag gestartet. Diese sei aber bisher nicht beantwortet worden. "Jahrelange Versäumnisse sollen jetzt durch einen Schnellschuss überspielt werden", sagte der parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion, Hans-Josef Bracht.

Jungen hinken in Schule hinterher


Mainzer Bildungsministerium startet Modellversuch zur gezielten Förderung von Grundschülern

[Main-Spitze, 28.05.2008]

Alexandra Eisen

MAINZ "Wenn die Jungs nicht wären, wäre mein Schulalltag ein Paradies", zitiert Lothar Reuter eine Grundschullehrerin. "Jungs machen in der Schule aber nicht nur Probleme, sie haben auch Probleme", relativiert der Leiter der Fachstelle Jungenarbeit im Paritätischen Bildungswerk Rheinland-Pfalz/Saar diese provokante Aussage. Aus diesem Grund will das rheinland-pfälzische Bildungsministerium jetzt in einem Schul-Modellprojekt Jungen gezielt fördern.
Im kommenden Schuljahr startet das auf drei Jahre angelegte Projekt an drei Ganztagsgrundschulen, die noch ausgewählt werden. Dort sollen in Zusammenarbeit mit der Fachstelle Jungenarbeit Rheinland-Pfalz/Saar Konzepte ausgearbeitet und erprobt werden, die die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse von Jungen berücksichtigen; "geschlechtssensible Pädagogik" heißt das Stichwort. Diese Konzepte sollen möglichst schon während des Modellversuchs auf andere Grundschulen übertragen werden. "Wir werden direkt mit den Schülern, Lehrkräften und Eltern arbeiten. Es soll zum Beispiel Projekte und Räume geben, die dem höheren Bewegungsdrang von Jungen entgegenkommen", erläutert Erwin Germscheid von der Fachstelle. Jungen reagierten auf Belastungssituationen anders als Mädchen, erführen eine andere Sozialisation, suchten stärker den körperlichen Wettkampf.

"Internationale Bildungsstudien haben gezeigt, dass Jungen beim Kompetenzerwerb in schulischen Fächern häufig hinterherhinken", sagte Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD). Vor allem im sprachlichen Bereich schnitten die Jungen deutlich schlechter ab als die Mädchen. Einzelne "Reifefenster" zwischen Mädchen und Jungen klafften zweitweise deutlich auseinander. Jungen würden öfter von der Einschulung zurückgestellt und wiederholten öfter eine Klasse (siehe Infokasten). Verstärkt würden die Probleme dadurch, dass es in den ersten Erziehungs- und Bildungsjahren bis zur Grundschule in Deutschland traditionell an männlichen Ansprechpartnern und Rollenvorbildern mangele.
Für den Modellversuch werden bewusst Ganztagsgrundschulen ausgewählt, da es hier einen größeren Zeitrahmen gibt und durch die Kooperation mit außerschulischen Partnern bei Nachmittagsprojekten die Chance besteht, mehr männliche Ansprechpartner einzubeziehen.

Die Ministerin betonte, dass eine gezielte Jungenförderung in der Grundschule nun nicht bedeute, dass Mädchen vernachlässigt würden: "Es geht vielmehr um eine individuelle Förderung mit einem geschlechtsspezifischen Blick."

Good news from the AAUW: boys are doing great in school!

The American Association of University Women (AAUW) has just released a
124-page monograph which purports to provide "the facts about gender equity"
in the United States today. The main message of the report is that anything
you have heard about the "boys' crisis" is silliness. Boys today are doing
great, better than ever!


USA Today published a lead editorial in response: the USA Today piece makes
a simple point, namely that the AAUW is out of touch with reality. In every
demographic group, the average boy is doing less well than the average girl,
and that gender gap is growing. You can read the USA Today piece at this
link:
http://blogs.usatoday.com/oped/2008/05/our-view-on-gen.html.

I have a different take on the AAUW report. My first reaction was that the
AAUW report shortchanged (what ought to be) their primary constituency,
namely girls and young women, in neglecting the growing gender gaps which
disadvantage girls. I have written a piece from that angle and sent it to
Education Week. EW editorial staff have indicated their interest in my
piece and I will let you know if it gets published.


Leonard Sax (Executive Director, NASSPE)

Brinek fordert getrennten Unterricht für Mädchen und Buben

[OE24.at, Wien , 22. Mai 2008]

ÖVP-Wissenschaftssprecherin Gertrude Brinek stellt den gemeinsamen Unterricht für Buben und Mädchen in manchen Fächern infrage.

Brinek nimmt im Interview mit der Tageszeitung ÖSTERREICH (Freitag-Ausgabe) die schlechten Ergebnisse von Frauen bei den Medizin-Tests zum Anlass und stellt den gemeinsamen Unterricht für Buben und Mädchen in manchen Fächern infrage: "Es sollte zwar nicht wieder zur Geschlechtertrennung kommen. Aber es soll in den Sprachen und den Naturwissenschaften Versuche für getrennten Unterricht oder für getrennte Projekte für Buben und Mädchen geben." Ein Gesetz brauche es nicht. Die Nationalrätin fordert im Gespräch mit ÖSTERREICH zudem eine bessere Vorbereitung der Schüler auf das Studium.


Ihr Pendant, SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser, zeigt sich für eine Diskussion über die Koedukation "offen": "Aber: Es gibt auch Länder mit gemeinsamem Unterricht, wo die Mädchen in den Naturwissenschaften besser sind als bei uns." Der Mandatar bevorzugt daher eine Überarbeitung der Schulbücher und Ausbildung der Lehrer, berichtet ÖSTERREICH (Freitag-Ausgabe).

Frauendomäne Erziehung: "Bildung braucht mehr Männer"

[Welt Online, 22. Mai 2008]

Image-Kampagne im Norden gestartet - Landtags-Grüne fordern zusätzliche Pädagogen für neue Schulformen

Kiel - Die schleswig-holsteinische Landesregierung will mit einer Informationskampagne mehr Männer für Erziehungsberufe begeistern. "Kinder brauchen weibliche und männliche Bezugspersonen - und zwar von Anfang an", sagte Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD) am Mittwoch in Kiel bei der Vorstellung der Initiative "Bildung braucht mehr Männer". Gerade in der frühkindlichen Bildung arbeiteten derzeit aber überwiegend Frauen. So seien von den rund 7000 Grundschullehrern nur etwa 790 männlich, in den Tagesstätten sei nicht einmal jeder 20. Beschäftigte ein Mann. Schuld ist nach Ansicht der Ministerin vor allem das Image dieser Berufe: Erziehung gelte nach wie vor als Frauensache.

Insbesondere Jungen bräuchten aber auch Männer als Vorbilder und Identifikationsfigur, damit ihre speziellen Begabungen und Fähigkeiten nicht zu kurz kämen, sagte Erdsiek-Rave. Mädchen profitierten für ihre weitere Entwicklung ebenfalls von männlichen Erziehern. "Sie werden selbstbewusster, wenn sie schon früh Anerkennung und Unterstützung durch Männer erfahren."

Eine Geldfrage ist es nach Angaben der Ministerin nicht, warum so wenige Männer in Kindertagesstätten und Grundschulen arbeiten. "Es ist eine Imagefrage, davon bin ich überzeugt." Lehrer würden gut bezahlt, daran könne es nicht liegen. Anders sehe es noch bei den Erziehern aus, die als Vollzeitkraft zwischen 1800 und 2400 Euro brutto erhielten. Aber auch hier gebe es Aufstiegschancen, und auch die allgemeinen Berufsaussichten seien gut.
Die Grünen-Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag hat unterdessen mittelfristig bis zu 900 Lehrer mehr für die neuen Regional- und Gemeinschaftsschulen gefordert. Es sei nicht akzeptabel, dass an diesen Schulformen deutlich mehr Schüler pro Lehrer unterrichtet werden als an Gymnasien und Gesamtschulen, teilte die Fraktion mit. An den Regional- und Gemeinschaftsschulen gebe es mehr als 20 Schüler pro Lehrer. An den anderen Schulformen seien es weniger. lno

Männer verzweifelt gesucht

[Deutschlandfunk, 21-05-2008]

Schleswig-Holstein startet Initiative "Bildung braucht mehr Männer"

Von Matthias Günther

Mit der Kampagne "Bildung braucht mehr Männer" will Schleswig-Holstein mehr männliche Pädagogen anwerben. Derzeit ist nur jede zehnte Lehrkraft des Bundeslandes ein Mann, in vielen Kindertagesstätten arbeiten ausschließlich Erzieherinnen.


Kai Milde ist Grundschullehrer in Kiel. Schon während des Studiums zum Grund- und Hauptschullehrer hat er gemerkt, dass nur ein Drittel der Studierenden männlich ist:

"Ich habe nun Mathematik, Sport und Biologie studiert, und in Biologie war der Frauen-Anteil deutlich höher und in Sport und Mathe waren die Männer doch ein bisschen höher als in den anderen Fächern. Aber im Schnitt würde ich sagen ein Drittel - zwei Drittel."

Als Kai Milde dann vor sechs Jahren an die Grundschule im Kieler Stadtteil Mettenhof kam, gab es dort nur zwei Lehrer und mehr als 20 Lehrerinnen. Kein Einzelfall. Noch immer ist in Schleswig-Holsteins Grundschulen nur jede zehnte Lehrkraft männlich, in den Kindertagesstätten gibt es oft ausschließlich Frauen, und auch zuhause fehlt in vielen Fällen ein Mann, sagt Kai Milde:

"Gerade heute, wo viele Ehen geschieden werden, wo viele Kinder nicht mehr mit zwei Elternteilen aufwachsen, treten die Männer immer mehr in den Hintergrund als Bezugspersonen für die Kinder und damit die Kinder als Identifikationsfiguren auch mal Männer erleben, ist es gerade im Grundschulbereich sehr wichtig. Also bei uns hier im sozial schwachen Stadtteil Mettenhof haben wir unwahrscheinlich viele Familien, wo nur ein Erziehungspartner da ist, und das ist in der Regel die Frau."

Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave sieht das als Problem:

"Da kann es schon mal passieren, dass die Interessen und die besonderen Begabungen und Fähigkeiten von Jungen nicht ausreichend berücksichtigt werden, insbesondere kleine Jungen brauchen Männer, die ihnen emotionale Intelligenz, respektvollen Umgang mit dem anderen Geschlecht vermitteln, auch Männer, die mit ihnen mal raufen und toben und sie für Handwerkliches und für Technik begeistern, aber auch mit ihnen lesen und mit ihnen über Gefühle sprechen."

Aber auch Mädchen in Kitas und Grundschulen brauchen nach Ansicht der Ministerin männliche Bezugspersonen:

"Ich glaube, dass die Tatsache, dass Mädchen sich später so wenig für technische und naturwissenschaftliche Studien entscheiden, hat Ursachen, die weit zurück liegen. Das geht in der Familie los, wie das Spielzeug angeschafft wird, wer mit wem was spielt, und das setzt sich in Kita und Grundschule fort. Das ist nicht abwegig!"

Um Abhilfe zu schaffen, muss man die Ursachen für den Männermangel in Erziehungsberufen kennen. Grundschullehrer Kai Milde meint:

"Ich denke, dass der Beruf Grund- und Hauptschullehrer von vielen Männern immer noch traditionell als nicht ganz so prestigereich angesehen wird und die Männer sich eher in den Realschul- Studiengang oder gymnasialen Studiengang eingeschrieben haben und wiedergefunden haben. Vielleicht auch deshalb, weil der Erziehungsanteil in der Grundschule oder der Hauptschule einen sehr hohen Stellenwert annimmt und traditionell da die Frau eher als Erzieherin gesehen wird."

Das meint auch Bildungsministerin Erdsiek-Rave. Mit einer Image-Kampagne will sie nun dagegen angehen. Mit den Slogans "Lehrer - Helden des Alltags" und "Erzieher - Helden des Alltags" fährt künftig ein öffentlicher Verkehrsbus durch Schleswig-Holstein.

An den Hochschulen und in den Jobcenters werden Flyer ausgelegt, um über die Berufe zu informieren. Unter der Überschrift "Helden des Alltags" stellt das schleswig-holsteinische Bildungsministerium die Berufe auch auf seiner Homepage im Internet vor. Die Ministerin glaubt, dass sich etwas bewegen lässt:

"Erziehen, betreuen - das sitzt in vielen Köpfen - das ist Frauensache. Und das muss sich ändern. Ich glaube, wenn man sich anschaut, wie viele Männer nehmen jetzt Urlaub, um ihre Kinder zu betreuen, was bewirkt die neue Form des Elterngeldes, da nimmt der Männeranteil ja allmählich zu. Für mich ist das ein Indiz dafür, dass das Bewusstsein bei den Männern steigt, dass das eben nicht nur Frauensache ist."

Lehrer Kai Milde führt den Männermangel in Erziehungsberufen aber nicht nur das Image zurück.

"Nicht zuletzt ist es vielleicht auch so, dass viele Männer den Beruf des Grundschullehrers nicht so gerne wählen, weil das von der Bezahlung her einfach so ist, dass die Realschullehrer und Gymnasiallehrer mehr verdienen und da vielleicht der eine oder andere Mann auch mehr aufs Geld guckt. Und dieses materialistische Denken ist vielleicht bei den Frauen nicht ganz so verbreitet."

Dass die Bezahlung Männer abschreckt, will Ministerin Erdsiek-Rave aber allenfalls für die Kitas, nicht jedoch für die Grundschulen gelten lassen:

"Die Lehrer werden bei uns in Deutschland gut bezahlt. Das kann kein Grund sein, diesen Beruf nicht zu wählen. Es ist eine Image-Frage! Davon bin ich ziemlich überzeugt, und deswegen ist es glaube ich auch richtig, an diesem Image zu arbeiten. Und das ist ja auch ein Ziel dieser Kampagne."