Grundschulen: Fest in Frauenhand


[Newe OZ, 23.juni 2010]

Von Cristina Schwietert


BIPPEN. Grundschulen sind fest in Frauenhand. In der Regel ist der Hausmeister Hahn im Korb. In Bippen, an der Maiburg-Grundschule, ist das anders: Dort gibt es zwei Männer. Besagten Hausmeister und einen jungen Lehrer, Frank Kämper. Das gibt es nicht mehr oft.

Der 37-Jährige arbeitet seit sechs Jahren an der Maiburg-Grundschule, seit einem Jahr ist er dort auch Schulleiter. Er gehört eigentlich – weil einer wie er so selten vorkommt – auf die Rote Liste einer vom Aussterben bedrohten Art: Grundschullehrer, männlich, jung. Die kommt bei uns im Nordkreis nämlich so gut wie gar nicht mehr vor, was durchaus dem Bundestrend entspricht.

Männer verschwinden seit Jahren aus den Schulen, allenfalls an den Gymnasien gibt es noch ausreichend Nachwuchs. Die Gründe liegen unter anderem in der schlechten Bezahlung der Grundschullehrer, Frauen lassen sich das eher gefallen.

Dabei sind Männer gerade in Grundschulen, vor allem für Jungen, ganz wichtig, haben Bildungsforscher festgestellt, vor allem wegen der Auseinandersetzung mit der eigenen Rollenidentität, zumal Väter in auseinanderbrechenden Familien oft nicht mehr ausreichend präsent sind. Kleine Jungen sollten nicht nur von Frauen lernen, was ein Mann ist. Sie brauchen männliche Vorbilder, heißt es immer wieder.

Frank Kämper jedenfalls nimmt die Diskussion über Männer an Grundschulen gelassen. Er ist Grundschullehrer geworden, weil das sein Traumjob ist. Er propagiert eine offene Unterrichtsweise. In seiner zweiten Klasse sind die Tische leer, bis auf eine Trinkflasche, die Schüler sitzen in Gruppen zusammen, das Lehrerpult steht ganz in der Ecke – eigentlich ist es gar nicht da, und vor allem sitzt Frank Kämper nicht daran. Es geht unerwartet ruhig zu. Die Schüler dürfen aussuchen, ob sie zuerst Mathe- oder Deutschunterricht haben wollen. Sie lernen in Gruppen, ziemlich selbstbestimmt, sehr geordnet und erstaunlich konzentriert. „So haben die Schüler viel Freiraum, sie sitzen auch nicht 45 Minuten auf dem Stuhl, das kommt gerade den Jungen sehr zugute“, erklärt er. Und genau das kann ein Mann am besten einschätzen – im Interesse der Jungen, im Interesse der Schule überhaupt.