Männer unterscheiden sich stärker voneinander als Frauen, nicht nur in ihrer Intelligenz


[MaerkischeAllgemeine.de, 04.03.2010]

Wundern darf man sich schon: Von 1901 bis 2009 erhielten 765 Männer Nobelpreise, aber nur 41 Frauen – und davon 24 in den nichtwissenschaftlichen Bereichen Frieden und Literatur. Liegt das nur an einer Erziehung, die Männer gefördert und die Talente von Mädchen vernachlässigt hat? Sind Männer etwa generell intelligenter als Frauen – oder arbeiten sie zielstrebiger? Oder haben sie – noch immer meist verschont vom Kochen, Kehren und Kinderbetreuen – schlichtweg mehr Zeit und Freiraum für Höchstleistungen?

Männer räumen jedenfalls nicht nur deutlich mehr Wissenschaftspreise ab, sie tragen auch mit Abstand die meisten Drei-Sterne-Kochmützen und bilden die erfolgreichsten Rock- und Pop-Bands. Männer herrschen in der Welt der Wirtschaft, dirigieren fast alle Symphonie-Orchester und haben die allermeisten klassischen Werke komponiert.

Manche Forscher neigen noch immer zu der Auffassung, es gebe vor allem soziale und erzieherische Gründe für den Umstand, dass Männer stärker als Frauen in den Vordergrund drängen, dass sie mehr öffentliche Aufmerksamkeit wollen und dann auch bekommen. Tatsächlich bevorzugen etliche Gesellschaften bis heute männlichen Nachwuchs und fördern ihn aufwendiger, damit die Jungen sich „im Leben bewähren“ und ihren „Mann stehen“ können. Zudem dürften jene Männer die evolutionären Wirren bevorzugt überlebt und sich fortgepflanzt haben, die nicht nur erfolgreich waren, sondern sich deswegen sicht- und hörbar an die eigene Brust klopften. Narzisstisch aufgeladene Ego-Prothesen mit 250 PS werden zwar mit halbnackten Frauen auf der Motorhaube angepriesen, aber meistens an den Mann gebracht. Dieser erhofft sich, biologistisch betrachtet, davon letztlich mehr Sex – und männliche Neider.

Noch immer können Wissenschaftler trefflich darüber streiten, inwiefern Erbanlagen die jeweils spezifische Intelligenz sowie typische Fertigkeiten und Eigenarten von Männern und Frauen herausbilden. Als erwiesen gilt heute, dass männliche und weibliche Hirne sich in mancherlei Hinsicht unterscheiden – mit Folgen auch für die speziellen Fähigkeiten der beiden Geschlechter.

Auch der Hormon-Cocktail, den diverse Drüsen dem Blut beimischen, ist bei den Geschlechtern verschieden, und der bei Männern höhere Testosteron-Gehalt im Blut lässt nicht nur Barthaare sprießen, sondern fördert auch Aggression und das Streben nach Dominanz. Bekannt ist allerdings auch, dass Erbanlagen keineswegs allein darüber entscheiden, wie Körper und Geist eines Menschen heranreifen. „Gene sind weder Diktatoren noch autistische Eigenbrötler“, so der Freiburger Internist und Psychiater Professor Joachim Bauer, der auch als Neurobiologie geforscht hat. „Gene empfangen Signale und reagieren auf sie, kommunizieren also mit der Umwelt. Sie steuern nicht nur, sie werden auch gesteuert.“ Damit lässt sich das Dilemma zwar erklären, aber nicht beseitigen. Wer kognitive Fähigkeiten – also zum Beispiel Lernvermögen, Phantasie und Willenskraft – erforsche, für den sei es „extrem schwierig, zwischen biologischen und Umwelteinflüssen zu unterscheiden, weil beide Faktorgruppen sich wechselseitig beeinflussen“, urteilt die amerikanische Psychologin Diane F. Halpern, Direktorin des Berger-Instituts für Arbeit, Familie und Kinder am Claremont McKenna College in Kalifornien. Dass Männer im rationalen und Frauen im emotionalen Bereich der Intelligenz im Durchschnitt besondere Stärken aufweisen, ist hinreichend erwiesen – aber nur die eine Seite der Medaille. Neuerdings zeigen Studien nämlich auch, dass Männer in ihren Eigenschaften deutlicher als Frauen vom Durchschnitt ihrer Geschlechtsgenossen abweichen.

Diese Ansicht vertritt auch die britische Psychologin Helena Cronin von der London School of Economics – eine Wissenschaftlerin, die einräumt, sich geschlechterspezifische Unterschiede heute anders zu erklären als früher. Laut Cronin sind Männer im Guten wie im Schlechten häufiger extrem begabt. Die Fähigkeiten und Eigenarten von Frauen hingegen pendelten näher um einen Mittelwert herum. Gemeint sind „all jene persönlichen Wesenszüge, die durch sexuelle Selektion entstanden sind“, präzisiert Cronin ihre Aussage – beispielsweise Intelligenz und Aggressivität.

Dass mehr Herren es gesellschaftlich ganz nach oben schaffen und weit häufiger zu hohen wissenschaftlichen Ehren gelangen als die Damen, war für Cronin früher einfach eine Folge unterschiedlicher angeborener Talente, Vorlieben und Wesenszüge. „Generell sind Männer im Schnitt mathematischer und technischer, Frauen hingegen eher verbal veranlagt“, führt die Londoner Psychologin zu den Talenten aus. Zudem interessierten sich Männer stärker für Dinge, Frauen für Menschen. Und was das jeweilige Temperament anlange, wetteiferten Männer viel lieber und seien obendrein risikofreudiger, statusbewusster und zielstrebiger.

All das sei unter Wissenschaftlern inzwischen „weithin anerkannt“, findet Cronin. Doch so ließen sich „die Unterschiede zwischen den Geschlechtern nicht allein erklären“ – selbst wenn man sexistische Vorurteile und bekannte Karrierebremsen für Frauen hinzunehme.

Das komplette Bild ergebe sich, wenn die statistische Verteilung intellektueller Leistungen und Wesenzüge einbezogen werde. Mit Blick auf die geistigen Leistungen der Geschlechter gelangt Helena Cronin zu dem Urteil: „Frauen sind einander ziemlich gleich; sie versammeln sich um einen Mittelwert. Doch unter Männern kann die Abweichung, also der Unterschied zwischen den besten und schlechtesten, riesig sein.“ Drastischer ausgedrückt, gebe es unter Männern „mehr Muskelprotze, aber auch mehr Nobelpreisträger“, resümiert die Psychologin. Schon Charles Darwin, der Begründer der modernen Evolutionslehre, habe festgestellt, „dass überall im Tierreich die Eigenschaften der Männchen stärker voneinander abweichen“ als jene der Weibchen. Und das heißt auch: Um extrem kompetent zu sein, müssen Männer im Durchschnitt keineswegs intelligenter sein als Frauen – was auch nicht so ist. Sie haben bloß, um es auf Fußballdeutsch zu sagen, ein etwas dünner besetztes Mittelfeld.

Das hat auch ungute Folgen. In ihrem Buch „The Sexual Paradox“ schreibt die kanadische Entwicklungspsychologin Susan Pinker: „In über 20 Jahren als Kinderpsychologin habe ich in meiner Praxis meist nur Jungs gesehen.“ Die kleinen Männer seien deutlich öfter verhaltensauffällig als Mädchen. Sie kämpften viel häufiger mit Lernproblemen und litten weit überdurchschnittlich oft an Autismus, Sprachstörungen und Hyperaktivität – bis hin zu verschiedenen geistigen Behinderungen. Schließlich neigten sie auch eher zu aggressiven Ausbrüchen und Gewalt.

Sexuell motivierte und Serienmorde seien eine „Perversion der männlichen Intelligenz“, urteilt die US-amerikanische Kulturhistorikerin und streitbare Feministin Camille Paglia, die als Professorin für Geisteswissenschaften und Medien an der Universität der Künste in Philadelphia lehrt. Ihr Fazit: „Es gibt keinen weiblichen Mozart, weil es keinen weiblichen Jack the Ripper gibt.“

Der ebenso legendäre wie mysteriöse britische Serienmörder aus dem Jahre 1888 wurde nie gefasst, musste also auch nicht ins Gefängnis – bis heute ein Ort mit drastischem Männerüberschuss. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes waren Ende November 2009 nur gut 3800 der insgesamt 70 800 Gefangenen in Deutschland weiblich – ein Anteil von gerade einmal 5,3 Prozent, obwohl es in Deutschland mehr Frauen als Männer gibt.

Die Erklärung der Wiesbadener Statistiker: Frauen begingen „nicht nur weniger, sondern auch leichtere Straftaten“. Zudem würden sie seltener rückfällig und wiesen eine „günstigere Sozialprognose“ auf als Männer. (Von Walter Schmidt)

Frauen sind anders, Männer auch:

Die britische Psychologin Helena Cronin beklagt die mangelnde öffentliche und vor allem politische Aufmerksamkeit für die bei Männern aus biologischen Gründen stärker streuende Intelligenz.

Die Folge sei, dass evolutionär herausgebildete Unterschiede zwischen den Geschlechtern „für gering erachtet werden“.

Männliche Vorherrschaft in Spitzenpositionen werde mit Unfairness gegenüber Frauen erklärt. Und so würden die „unabweisbaren Fakten“ über die statistische Verteilung von Talenten und Wesenszügen beider Geschlechter „als politische Probleme behandelt“ – als etwas, das sich ändern lässt.

Längst schneiden Mädchen an Schulen und Universitäten im Schnitt besser ab als Jungen und männliche Studierende – vermutlich, weil sie geistig schneller heranreifen und ruhiger und konzentrierter arbeiten können als die zappeligen Jungmänner.

Schon werden Sonder- und Förderschulen zu über 60 Prozent von Jungen besucht, und Mädchen erhalten deutlich öfter eine Empfehlung fürs Gymnasium.

Nach dem Bildungsbericht 2008 ist die Wahrscheinlichkeit, einmal oder mehrfach die Klasse zu wiederholen, „weiterhin bei männlichen Schülern in allen Jahrgangsstufen, außer in denen der Grundschule, höher“ als bei den Mädchen. Zudem sei der Leistungsvorsprung der Mädchen bei der Lesekompetenz seit 2000 in allen westlichen Industrie-Nationen (OECD-Staaten) „signifikant, und er ist insgesamt sogar etwas stärker geworden“.

Die Jungs hingegen haben sich auf mathematischem Gebiet erneut als klar besser erwiesen.

Im Jahr 2007 lag der Anteil der Studienanfängerinnen über dem der neuen männlichen Studenten.

Dass männliche Eigenschaften tendenziell extremer ausgeprägt sind als weibliche, bestätigt der „Scottish Mental Survey 1932“, ein über siebzig Jahre alter Intelligenz-Test an 80 000 elfjährigen Kindern.

Die IQ-Test-Ergebnisse der Jungen streuten deutlich heftiger. So fanden sich im Bereich der niedrigen IQ-Werte von 60 bis 90 mehr Jungs, ebenso in der Spitzengruppe über 120.

Die Mädchen hingegen fanden sich deutlich häufiger im Bereich der mittleren IQ-Quotienten von 95-115.

Im Durchschnitt aber wiesen beide Gruppen den selben Wert auf: 103.

Diese Ergebnisse könnten „zum Teil“ erklären, „warum Männer etwas häufiger erstklassige Uni-Abschlüsse erreichen und sich Jungen öfter beim Lernen schwer tun“. ws