Schlechterer Schulerfolg von Jungen: Frauen sind nicht schuld


[AZWeb.de, 05.03.2010]

Berlin/Mannheim. Die hohe Zahl an Lehrerinnen ist nicht der Grund dafür, dass Jungen in der Schule schlechter abschneiden als Mädchen.

Zu diesem Ergebnis kommen zwei Studien des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und Mannheimer Forscher. Auch viele andere empirische Untersuchungen konnten keinen Zusammenhang zwischen dem Geschlecht des Lehrers und dem Bildungserfolg der Schüler feststellen.

Auf den ersten Blick falle tatsächlich auf, dass sich mit dem steigenden Anteil weiblicher Lehrer die Chancen für Mädchen erhöhten, Abitur zu machen. Das gelte sowohl in zeitlicher Hinsicht als auch in räumlicher, so das WZB. Je mehr Frauen in einem Bundesland unterrichten, desto erfolgreicher seien dort Schülerinnen im Vergleich zu Schülern.

In der einen aktuellen Studie untersuchte Marcel Helbig vom WZB, inwieweit der Anteil männlicher Lehrer an einer Grundschule die Kompetenzen, Noten und Übergangsempfehlungen bei Jungen und Mädchen beeinflusst. Es habe sich gezeigt, dass Jungen weder beim Leseverständnis noch in ihren Mathekompetenzen von einem höheren Anteil männlicher Lehrer profitierten.

In Schulen mit vielen Lehrern hätten die Jungen zwar bessere Noten in Mathematik bekommen, in Deutsch aber nicht. Der Zusammenhang sei jedoch gering gewesen. Bei der Schulempfehlung ließ sich kein Unterschied feststellen. Die Mädchen lasen besser, wenn sie Schulen mit einem hohen Lehrerinnenanteil besuchten. Bei Mathemathik war das nicht so. Und auch bei den Noten ließ sich dem WZB zufolge kein Effekt feststellen.
Die zweite Studie ergab, dass weder Jungen noch Mädchen bei der Kompetenzentwicklung oder den Noten in Mathematik, Deutsch oder Sachkunde von einem gleichgeschlechtlichen Lehrer profitieren. Die Forscher des Mannheimer Zentrums für Europäische Sozialforschung und der Universität Mannheim zeigten zudem, dass die Leseleistung beider Geschlechter leidet, wenn sie vier Jahre lang von einem männlichen Deutschlehrer unterrichtet werden.